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Bürgerinitiativen: Kampf um jeden Baum



Mittwoch, 14. Februar 2007

PROTEST
Bürgerinitiativen: Kampf um jeden Baum


Wo ein Bauprojekt, da eine Bürgerinitiative. Dass sich Protestbewegungen auf einer Plattform formieren, passt zum Trend. Bürger werden aufmüpfiger und wollen von Anfang an mitreden.
Sie kämpfen um Bäume und empören sich über Tiefgaragen: Bürgerinitiativen sind für städtische Bauprojekte ein mühsamer und zeitraubender Sand im Getriebe. Sie selbst sehen sich aber nicht als Verhinderer. „Wir sind auch für etwas, nicht nur dagegen. Wir liefern Alternativvorschläge“, sagt Herta Wessely. Sie ist die Stv.Obfrau der Aktion21, einer Plattform, auf der sich 22 Bürgerinitiativen gegenseitig zu Seite stehen.
Sie geben sich Tipps über die Information der Leute, die Gestaltung eines Verteiler, und es gibt die Möglichkeit zu einem Webauftritt auf der gemeinsamen Plattform www.aktion21.at Die Entwicklung bestätigt: Die Bürger sind aktiv und selbstbewusst wie nie. Und sie wollen mitreden.

Zubetoniert. Die Bürgerinitiative SOS Lebensraum Süd etwa bekämpft zurzeit die „Zubetonierung“ durch den geplanten 160 m hohen Süd-Tower in Vösendorf. „Die niederösterreichische Raumordnung wurde umgangen“, protestiert Sprecherin Gabriele Wladyka.
Gegen den geplanten Wiener Hauptbahnhof zieht Walter Papst zu Felde. Als Sprecher einer Protestgruppe sammelt er die notwendigen 200 Unterschriften, um Parteistellung zu erhalten. Es gehe nicht darum, das Projekt ganz aus den Schienen zu heben, aber kleiner und erträglicher soll es werden. Immerhin geht es um ein Projekt mit Einkaufszentrum, Büros und 5000 Wohnungen.
Manchmal herrscht am Ende Zufriedenheit. Wessely: „Bei der Garage Bacherpark wurden mithilfe von Mediatoren die Abstimmungsmodalitäten mit Bürgern festgelegt. Das halte ich für einen grossen Erfolg:“ Manchmal allerdings vermuten die Bürgerinitiativen falsches Spiel: „Wenn beim Praterstadion überfallsartig alle Bäume um sechs in der Früh umgeschnitten werden.“ Es ist dieses Drüberfahren“, das Wessely am meisten ärgert. „Es geht uns um mehr Mitspracherecht.“

MELANIE MANNER
m.manner@wirtschaftsblatt.at
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