AKT!ON 21

Wie man mit einem alten Landgut Profit macht


Samstag, 13. Dezember 2008

Nehmen wir an, Sie sind wohlhabender Eigentümer eines verlassenen Grundstücks mit einem kleinen Herrschaftshaus und haben davon seit Jahren keine Pachteinkünfte mehr. Sie finden sich an einem toten Punkt, weil der Grund formal als Grünland gewidmet ist und das kleine Schlösschen unter Denkmalschutz steht. Was also können Sie tun? Diese Fotos geben einen Hinweis.




So hat das winzige Barockschlössl vor rund 50 Jahren ausgesehen. Wenn Sie noch einmal hinschauen, werden Sie sehen, wie die Feuchtigkeit in den Mauern bis zur halben Höhe hinaufkriecht. Auch das Tor zum ehemaligen Herrschaftshaus (Bild aus dem Bezirksmuseum) scheint zu zerbröseln. Jetzt, im Jahr 2008, könnten Sie annehmen, dass mittlerweile effiziente Sanierungsmaßnahmen zur Erhaltung dieses Kulturerbes im Herzen des alten Dorfkerns getroffen worden sein müssten. So sieht das Gebäude heute aus.


Eingangstor von innen


Mauer neben dem Haupteingang an der Vorderseite


Improvisierter Zugang an der Rückseite

Wenn Sie das Rätsel lösen können, wird ihr Ergebnis jenem der Bürgerinitiative Jedlesee ziemlich nahe kommen. Es ist nicht besonders schwierig für einen mächtigen Grundbesitzer, ein ganzes Landgut dem Verfall preiszugeben. Österreichs Gesetze zum Denkmalschutz sind weitgehend zahnlos. Die Verantwortlichkeit des Eigentümers für die Instandhaltung seines Besitzes mag schon irgendwo festgeschrieben sein, er kann allerdings nicht wirklich zur Rechenschaft gezogen werden.

Ungeachtet des fortschreitenden Verfalls der gesamten Liegenschaft ziehen es österreichische und Wiener Politiker vor, das Stift als Grundherren eher nicht damit zu konfrontieren, dass Denkmalschutz und Grünland-Widmung einzuhalten wären. Der Schandfleck sollte entfernt werden, meinen das Stift und sie. Dies wäre am besten durch eine Umwidmung von Grünland in Bauland zu erledigen. Damit würde für alle Involvierten materieller Profit möglich – natürlich abgesehen von den verärgerten Anrainern, die ihr kleines Schlössl und den Grünraum dahinter für sich selbst und für ihre Kinder bewahrt sehen möchten.

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Nach den Aussagen des Sprechers des Stiftes Klosterneuburg soll das Herrschaftshaus nicht sofort zugunsten der Errichtung neuer Wohnblöcke geschleift werden. Eine Renovierung erfolge nicht, weil die künftige wirtschaftliche Nutzung noch unklar sei. Der Sprecher erklärte dies gegenüber dem ORF-TV. Kontakte zur Bürgerinitiative meidet er generell, weil solche nicht dem Kommunikationsstil des Stiftes Klosterneuburg entsprächen.

Sissy Danninger für die Bürgerinitiative Jedlesee im Dezember 2008
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