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Ortsbild in Alt-Jedlesee durch Wohnblöcke-Projekt in Gefahr
Stift Klosterneuburg will von Stadt Wien Umwidmung von Grünland in Bauland






Montag, 15. Dezember 2008

Direkt hinter dem um 1650 erbauten, ebenerdigen Maria Theresien-Schlössl im alten Ortskern des einstigen Dorfes Jedlesee in Wien-Floridsdorf, dem 21. Bezirk, droht die Errichtung noch einer neuen Wohnblock-Siedlung im Grätzl. Das betroffene Areal von etwas mehr als 20.000 Quadratmeter grenzt außerdem an letzte, kleine Einfamilienhäuser sowie an eine Wiese, die Teil des streng geschützten Wiener Wald- und Wiesengürtels ist.


Vorderansicht des Maria Theresien-Schlössls in Alt-Jedlesee

Grundeigentümer ist hier, wie in großen Teilen Floridsdorfs und auch der Bundeshauptstadt insgesamt, das Stift Klosterneuburg. Die Fläche liegt seit 2003 brach, als ein in den 1970er Jahren dort gegründeter Tennisclub den Betrieb und damit auch die Pachtzahlungen an das Stift einstellte. Nun wollen die Klosterneuburger Chorherren diesen Besitz endlich möglichst gewinnbringend nutzen. Dazu ist allerdings primär eine Umwidmung des Areals von Grünland, konkret "Erholung und Sport", in Bauland durch die Stadt Wien erforderlich - und diese ist dem Projekt durchaus zugeneigt.


Hinteransicht: Hier drohen neue 08/15-Wohnblöcke

Die in Wien sowie im Bezirk mit absoluter Mehrheit regierende SPÖ stößt dabei jedoch auf massiven Widerstand der betroffenen Bevölkerung. Für ihre Forderung "Kein Bauland statt Grünland" hat die im April 2008 gegründete "Überparteiliche Bürgerinitiative Jedlesee" in wenigen Monaten mehr als 2.100 Unterschriften (Stand November 2008) sammeln können.

Von Anfang an suchte die BI Jedlesee Unterstützung der politischen Parteien. Erfolg war ihr dabei jedoch nur bei den Grünen beschieden. Vorsprachen bei und Gespräche mit Vertretern anderer Parteien konnten diese nicht umstimmen. Briefe und Mails blieben teils unbeantwortet oder wurden nur unzureichend beantwortet. Versuche zur Kontaktaufnahme mit dem Stift Klosterneuburg scheiterten überhaupt.

Parallel dazu lief bereits ein Architektenwettbewerb mit der Vorgabe, nicht weniger als 180 Wohneinheiten auf dem Areal dieser Schlössl-Gründe unterzubringen. Das Resultat wurde mit Rücksicht auf die Nationalratswahlen vom 28. September 2008 von der Bezirksvorstehung bis in den Oktober 2008 geheim gehalten. Als dann endlich die Präsentation des Siegermodells mit acht Wohnblöcken zu jeweils vier bis fünf Geschoßen erfolgte, begann sich das Blatt etwas zu wenden. Nicht nur die Mitglieder der Intitiave reagierten geschockt. Auch Vertreter der Oppositionsparteien FPÖ und ÖVP zeigten deutliche Ablehnung.


Architekten-Fotomontage: Projekt blau umrandet hinter Kircherl und Schlössl

Am 5. November 2008 wurde in der Bezirksvertretung ein Allparteien-Antrag einstimmig angenommen, der die Einberufung eines Runden Tisches aller am Projekt Beteiligten sowie der Bürgerinitiative durch den Bezirksvorsteher verlangt. Dabei soll unter neutraler Moderation das Vorhaben der Umwidmung mit offenem Ausgang neu diskutiert werden. Ende November 2008 war ein Termin für diese Gesprächsrunden noch offen. Nach Lage der Dinge schien eine endgültige Entscheidung über eine allfällige Umwidmung zu Bauland kaum vor dem Herbst 2009 wahrscheinlich.

Dadurch und auch durch einen Beitrag über den Konflikt in der TV-Reihe "Bürgeranwalt" des ORF am 15. November, bei dem keiner der Betreiber des Bauprojekts vor der Kamera auftreten wollte, gelang es der Bürgerinitiative wenigstens, Zeit zu gewinnen. (Siehe dazu auch: Reaktionen auf den "Bürgeranwalt")


Schon heute stören Neubauten die letzten Reste des alten Ortsbilds - Es ist genug gebaut!

Die Bürgerinnen und Bürger von Jedlesee werden diese Zeit nützen.
Die geplante Wohnsiedlung ist genau die eine zu viel.
Das Fass läuft über.


Sissy Danninger für die Bürgerinitiative Jedlesee im Dezember 2008
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