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Pressekonferenz über Steinhof! 30 Jahre BI Steinhof


Freitag, 16. Dezember 2011

Am 7. Dezember wurde eine Pressekonferenz zum Thema Bauen in den Steinhofgründen abgehalten.

Am Podium vlnr:
Dr Christof Libisch (verspätet dazu gekommen), Edith Steininger, Svanlind Keller,
Christine Muchsel, Prof. Dr. Bernd Lötsch, Siegfried Wiesenthal, Waltraud Wiesenthal.

Die Pressekonferenz wurde von Hr. Mag. Marschall von der Plattform
WIEN KONKRETauf Video aufgezeichnet. Vielen Dank für seine Arbeit.





Video: Pressekonferenz am 7. Dez 2011 in Wien - Videodauer: 41 min

Der folgende Text und das Video wurde von WIEN KONKRET übernommen.

In der Pressekonferenz wurde die Volksbefragung am 9.10. und 11. Dezember 1981 über die die damals schon geplante Verbauung der Steinhofgründe erinnert. Die SPÖ-Frage, ob zur Erhaltung der Volksbeschäftigung in Wien zusätzliche Mittel zum Wohnungsbau finanzielle Mittel verstärkt eingesetzt werden sollen, um Groß- und Kleinbetriebe zu sichern bzw anzusiedeln, wurde mit 50,7% von der Bevölkerung abgelehnt. Auf die Frage ob die Steinhofgründe verbaut werden sollen, entschieden 53,5% der Bevölkerung dagegen.

Christine Muchsel, die damalige Sprecherin:
Sie erinnert daran, dass damals erstmalig in Wien eine Bürgerinitiative eine Volksbefragung initiierte. Bis dahin war das den Parteien vorbehalten.
Damals gab es kein Internet und trotzdem gelang die Initiierung, wo bezirksweise 5% der Wiener Wählerschaft unterschreiben mußte. Mit hunderten Informationstischen wurde ein halbes Jahr lang Unterschriften gesammelt. Mit Telefonbüchern bewaffnet wurden Tanten, Omas, Studenten, Bekannte mobilisiert. Die Hochschülerschaft half mit Kopierern aus, die in der Nacht zum 30. Oktober 1981 durchgehend geöffnet blieben. Die SPÖ wollte mit einem Trick der Volksbefragung durch die Bürger zuvor kommen, aber die Bürgerinitiative konnte mit großer Unterstützung viele Personen und Vereinen ebenfalls vorzeitig die notwendigen Unterschriften kartonweise bei der MA 62 einreichen. Die 6 Wochen bis zur Volksbefragung wurden gut genutzt. Es war eine riesige große Bürgerbewegung geworden, die wir nur mehr am Rand zu steuern brauchten.
Die Bürgerinitiative hatte aber auch Rückschläge einzustecken. Beispielsweise wurden sie vom bisherigen Stammlokal „Schutzhaus“ – einem roten Kleingartenschutzhaus - als nicht mehr gewünschte Gäste hinausgeschmissen. Dafür gab es inoffizielle Unterstützung und Zustimmung von Beamten und Polizisten. Die Volksbefragung Mitte Dezember 2011 ging für die Bürgerinitiative gut aus. Am 23. Dez 1981 wurden für die Bevölkerung die Tore zu ihrem Steinhof geöffnet.

Prof. Dr Bernd Lötsch (damals auch schon dabei):
“Mich hat damals Peter Kreisky dazugeholt, der uns heute sehr fehlt.“, so Bernd Lötsch. Es war damals auch ein junger Biologe namensMichael Häupl mit von der Partie.
Es war quer durch alle Denkrichtungen und Lager der Wunsch, ein Denkmal bester Sozialpolitik um die Jahrhundertwende und ein kunsthistorisches Unikum mit großzügiger Grünausstattung zu retten. Die Flächenumwidmung der Stadt Wien im Jahr 2006 war ein Verrat am Bürgerwillen und am Ensemble und vorbei an der strategischen Umweltprüfung der EU, die für solche Projekte erforderlich ist. Der Einspruch des Naturschutzbundes wurde damals den Abgeordneten nicht zur Kenntnis gebracht. Die Spitäler Gersthof und Steinhof werden abgesiedelt und zum Spekulationsobjekt der Immobilienspekulanten. Steinhof war 1981 der dritte Grünschock für das politische Establishment in Wien, nach den Bürgerentscheidungen zu Sternwartepark und Atommeilers Zwentendorfs. Genau 30 Jahre danach bietet die rot-grüne Koalition bloß eine Abmilderung eines Wohnbauprojekts mit 620 Wohnungen. Bernd Lötsch kritisiert weiters den „Quaksprech“ der Gesiba. Würde man den Bürgerwillen ernst nehmen, dann bräuchte man keine teure Mediation, wie angekündigt wurde. Bisherige Mediationen erwiesen sich als manipulative Durchsetzungsinstrumente im Sinne der jeweiligen Auftraggeber.
Resümee nach 40 Jahren Umweltkämpfen kommt Bernd Lötsch zum Ergebnis: Kompromiss sind nicht zielführend. Kompromisse sind in der Politik zielführend, aber nicht im Naturschutz. „Im Naturschutz bedeuten Kompromisse immer unwiderbringlichen Verlust. … Mit Kompromissen im Naturschutz bestehlen wir die Enkel. … Vassilakou hat das Planungsressort und sie argumentierte, dass sie das diese heiße Kartoffel nicht nur von Häupl übernommen habe, sondern auch übernehmen wollte um Handlungskompetenz zu haben. Sie hätte sich ja auch zurücklehnen können und sagen können 2006 waren wir Grünen dagegen. Es ist anders gekommen. Jetzt sollen die großen Parteinen das ausbaden. Aber sie läßt sich vor den Karren spannen. Wir sind im Gespräch. Ich glaube sie ist offen und bemüht.“
Das geplante, moderne Rehabzentrum ist eine architektonische Zumutung und passe nicht zum Stil des Areals, so Lötsch.

Christine Muchsel abschließend: Es wird vermutlich eine Volksbewegung wie vor 30 Jahren.


Steinhof verbauen 
von Gabriele Keltner am 2013-11-11 um 00:07 Uhr
Was ist aus der Bürgerinitiative des Jahres 1981 geworden, die Steinhof von einer massiven Verbauung gerettet haben?
Gleichfalls waren sie die einzige Partei, die 2006 dem Verkauf von Steinhof nicht zugestimmt haben.
Gut, es ist schon mehr als 30 Jahre her, viele dieser Mitstreiter leben nicht mehr und in der Zwischenzeit ist aus einer Bürgerinitiative die Partei "Die Grünen" geworden und sind nun auch in der Stadtregierung.
Und genau das ist erschreckend, dass man die "Grünen" dadurch ZAHNLOS gemacht haben. Sie müssen nun durch das Koalitionsabkommen zu allem zustimmen.

Fr. GI Gretler (sie hat die Grünen 2011 verlassen) hat einst einen Antrag auf Welterbe für Steinhof eingebracht. Nun wird jeglicher Antrag von den Grünen, hinsichtlich einer Verbauungsverhinderung von Steinhof, abgelehnt.

Ist Steinhof für die Grünen nicht mehr erhaltungswert und kann dem Immobilienmarkt überlassen werden?