AKT!ON 21

„Steinhofmediation“ vielleicht doch keine Farce?
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Vorläufiges Resümee einer Mediationsteilnehmerin


Mittwoch, 12. September 2012

„Zurück an den Start“ hatte im Herbst 2011 Bürgermeister Häupl angesichts der Proteste der Bevölkerung gegen die massiven Bebauungspläne der Stadt Wien im Otto Wagner Spitalsareal verordnet…

Die Befürchtungen waren groß gewesen, dass die von der GESIBA geplanten Wohnblöcke für mehr als 6oo Wohnungen im Osten der Jugendstilanlage Otto Wagner Spital nur der Anfang vom Ende dieses an den Wienerwald grenzenden Erholungsgebiets sein würden, dem dann bald weitere Verbauungen folgen könnten. Vizebürgermeisterin Vassilakou bot daraufhin dankenswerterweise ein Mediationsverfahren an, in dem eine Annäherung der unterschiedlichen Positionen aller Beteiligten erfolgen sollte.

Mehr als achtzig Stunden haben die Mediationsteilnehmerinnen und Teilnehmer in den letzten fünf Monaten miteinander um ein Ergebnis gerungen. Die Ausgangsstandpunkte konnten unterschiedlicher nicht sein. Die GESIBA pochte auf ihre Verträge und die 2006 im GR beschlossene Flächenwidmung, die Bürgerinitiativen wiesen auf die Mängel des Zustandekommens dieser Flächenwidmung ausdrücklich hin (eine strategische Umweltprüfung war damals ganz gezielt vermieden worden, eine sog „Einbindung“ der Bevölkerung hatte sich auf die übliche Scheininformation beschränkt).
Eine Aufweichung des Denkmalschutzes war ein Hauptdiskussionspunkt, hatte doch das Bundesdenkmalamt den Ostteil der Anlage als weniger schützenswert bewertet, was der Fachmeinung anderer Experten auf diesem Spezialgebiet eindeutig widersprach.

Schon während der Mediation war ein Teilungsplan der Gesamtanlage verbüchert worden, für die vertretenen Bürgerinitiativen ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Weichen auf Verkauf des Ostteils bereits zuvor gestellt worden waren. Acht Bauplätze waren im Ostteil bereits für den Verkauf definiert worden, durch den Verkauf dieser Wiener Luxuslage am Steinhof sollte der Krankenanstaltenverbund (KAV) Geldmittel für den Bau des bereits geplanten Krankenhauses „Nord“ erlösen. Daraus wurde seitens der Stadt Wien auch gar kein Geheimnis gemacht.

Von der Mediation unberührt schritt während dieser Zeit der Bau eines Rehabilitationszentrums durch die VAMED voran, unklar blieb bis zum Schluss, wieso ein Bau in dieser Dimension innerhalb der denkmalgeschützten „Steinhofmauer“ neben den Jugendstilpavillons überhaupt genehmigt werden konnte. Still und heimlich war dieser Bereich auf Antrag des KAV aus dem Denkmalschutz entlassen worden. Ein Einblick in Unterlagen des Bundesdenkmalamts wurde während der Mediation zwar immer wieder von den Vertreterinnen der Stadt Wien als Grundeigentümerin versprochen worden, bis jetzt liegt die dazu notwendige Vollmacht noch nicht vor.

Interessante Kurzreferate (ua Univ. Prof. Dr. Lesch, Arch. DI Kapfinger) bereicherten die Mediationssitzungen. Immer wieder wurde von den BIs die Anerkennung des Otto Wagner Jugenstilareals als Welterbestätte ins Spiel gebracht und diesbezüglich eine Studie vorgelegt. Sie stieß bei den Vertreterinnen der Stadt Wien auf wenig Interesse, Bürgermeister Häupl konnte keine Zeit finden, ein Exemplar dieser Studie von den Bürgern selbst zu übernehmen, er reichte diese „Aufgabe“ an Vizebürgermeisterin Vassilakou weiter. Sie bekommt diese Zusammenstellung am 20.September 2012 überreicht.

Über die grundsätzliche Möglichkeit einer Bebaubarkeit der Bauplätze des Ostareals der Jugendstilanlage unter Einbeziehung kultureller, ökologischer und sozialer Gesichtspunkte sollen nun Experten/Expertinnen befinden, darauf konnten sich die Medianden einigen. Ein Ergebnis soll bis Ende November vorliegen.

Von der Zusammensetzung dieses Expertengremiums wird nicht zuletzt das Ergebnis weitestgehend abhängen. Die Bürgerinitiativen sollen in die Arbeit dieses Gremiums weiterhin eingebunden sein.

Johanna Kraft, 11.September 2012

Im Anhang ein Plandokument, dass der BI von der Fa. GESIBA im Rahmen der Mediation übergeben wurde.

Das Steinhofmodell heißt "Wiener Landes-Heil-und Pflegeanstalt Steinhof" und stammt aus dem Archiv des Technischen Museums.

Dateien zu diesem Thema
    Plandokument Plandokument
Die Make fällt! 
von Wildsau vom Wilhelminenberg am 2012-10-04 um 15:12 Uhr
Jetzt hat die grünrote Truppe in Wien der BI gezeigt was sie von Bürgerbeteiligung hält.
Monatelange Sitzungen, genannt Mediation, hätte man sich sparen können denn mit diesen von Vasi genannten Experten wird eher mehr, als ursprünglich geplant, gebaut.
Pfui Teufel!
warum wehrt sich die Stadt Wien so sehr gegen das Weltkulturerbe für dieses Jugendstilareal? 
von Gerda am 2012-09-16 um 21:34 Uhr
ganz einfach: verscheppern wollen sie das ganze um das Defizit der Stadt Wien ein wenig zu verbessern.
Aber wenns einmal verkauft ist, ist alles vorbei.
Die Versprechungen der Politiker - wer soll denen noch was glauben? 
von Aufmerksam + wachsam am 2012-09-12 um 22:17 Uhr
DaseErgebnis wird sicher stark von der Zusammensetzung eines geiegneten, würdigen und kompeteten Expertengremiums abhängen- aber nicht nur!

http://www.steinhof-erhalten.at/Aussendu...

Noch stärker wird die Umsetzung des ergebnisses davon abhängen, ob DIE POLITIK, die Politiker, allen voran Häupl, sich an ihre eigenen versprechungen halten werden!

Da seh ich schwarz, wenn eHerr Bürgermeister sich nicht einmal dazu herabläßt, seine Untertanen höchstpersönlich zu empfangen.

Die Stadt Wien und ihre Mietlinge werden schon aAusreden finden, um alle Versprechen zu brechen und sich alles wieder einmal selber gegenseitig zuzuschieben.
Da bekommen die Bürger von Wien eher eine Audienz beim papst als beim Bürgermeister von Wien! 
von Scorpio am 2012-09-12 um 21:11 Uhr
Hier steht, wie sehr sich die Bürger in dieser Mediation bemüht haben, dieses wunderbare Jugendstilensemble für UNS ALLE – die Nachwelt, Kinder und Kindeskinder, zu erhalten, damit es unversehrt weitergegeben werden kann:
Es ist doch immer von einem Generationenkonflikt die Rede – hier ist er EINDRUCKSVOLL widerlegt!

Eine große Belastung haben diese Menschen unentgeltlich und wie man liest, oft auch unverstanden und unbedankt auf sich genommen.
Dieses Engagement und dieser Einsatz verdient doch die Anerkennung aller, die sich jetzt womöglich zurücklehnen und nörgeln.

Und dann lese ich hier, daß Herr Bürgermeister Dr. Häupl es nicht der Mühe wert findet, seinen Bürgern für 10 Minuten eine Audienz zu gewähren, um sich von ihnen ein Buch mit einer Machbarkeitsstudie zum möglichen UNESCO-Weltkulturerbe-Status überreichen zu lassen:

http://www.steinhof-erhalten.at/Aussendu...

Er antwortet diesen Bürgern und Steuerzahlern von Wien nicht einmal, sondern reicht diese Bitte kommentarlos an Fr.Vassilakou weiter.

Über 53.000 Menschen haben eine Petition zu Steinhof unterschrieben; die Vertreter dieser Menschen zu empfangen, läßt er sich nicht herab – aber das rote Band eines neuen Luxushotels durchschneidet der Bürgermeister von Wien unter Blitzlichtgewitter!

Was sollen die Wiener von dieser Mißachtung halten?