AKT!ON 21

Jedleseer Schlössl:
Zerstörung des Ortsbilds schreitet voran


Sonntag, 7. August 2011

Ende Oktober 2009 vorerst illegal aufgestellt, verschandelten noch im August 2011 Baucontainer den Vorgarten des denkmalgeschützten Maria Theresien-Schlössls in Alt-Jedlesee in Wien-Floridsdorf. Sie waren laut Grundbesitzer Stift Klosterneuburg als „Nachbarschaftshilfe“ für die Errichtung von Wohnblöcken auf dem Nebengrundstück installiert worden – dort aber wurden im Sommer 2011 bereits Mieter und Käufer für die fertig gestellten Wohnungen gesucht.


Maria-Theresien Schlössl von vorne im Fruehjahr 2008.JPG


Nach einem Einspruch gegen den Bescheid Ende 2009 wurde aus der ursprünglichen Frist von vier Wochen für die Räumung offenbar eine Dauerlösung. Diese Ortsbildverschönerung werde wohl gleich für die im kommenden Herbst zu erwartenden Bauarbeiten zur Errichtung von mehrgeschossigen Blöcken für rund 140 Wohnungen direkt hinter dem ebenerdigen, barocken Schlössl in dessen einstigem Garten erhalten bleiben, fürchten Anrainer.


Maria-Theresien-Schlössl von vorne im Sommer-2011


Die Regelungen des Denkmalschutzgesetzes wurden und werden jedoch nicht nur durch diese spezifische Form der Gartengestaltung verletzt. Hinter den Containern und Baustellenpfosten schritt der Verfall des aus dem 17. Jahrhundert stammenden, ehemaligen Herrschaftsgebäudes ungeachtet der Verpflichtung des Liegenschafts-Besitzers zur Instandhaltung weiter voran. Angesichts des desolaten Zustands der Bausubstanz schien mittelbar sogar ein Abbruch aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr ausgeschlossen zu sein. Nachdem der „Floridsdorfer Tennisclub“ als letzter Pächter 2003 nach 33 Jahren aus finanziellen Gründen aufgegeben hatte, wurden so gut wie keine Instandhaltungsmaßnahmen mehr gesetzt.


Maria-Theresien-Schlössl fortschreitender Verfall


Das Stift Klosterneuburg begründet dies damit, dass eine künftige Nutzung des Schlössls und der dahinter künftig verbleibenden, gegenüber dem zwei Hektar großen Garten winzigen Freifläche nach wie vor offen sei. Zuletzt hatte im September 2010 die gegenüber dem historischen Gebäude ansässige Pfarre Maria Loretto ihren jahrelang gehegten Plan aufgegeben, ihren Pfarrhof dort unterzubringen. Begründungen: Viel zu hohe Instandsetzungs- und Instandhaltungskosten sowie Probleme mit den künftigen Bewohnern in unmittelbarer Nähe bei Veranstaltungen mit deren unvermeidlicher Lärmerregung.


Maria-Theresien-Schlössl Impressionen.jpg


Ganz offensichtlich ist mit der vom Stift im Zuge eines Mediationsverfahrens im Jahr 2009 abgegebenen „Garantie für die Revitalisierung bis spätestens Ende 2017“ keinerlei Finanzierung verbunden. Bei eben diesem Verfahren war überdies der von einer Bürgerinitiative und 2.300 Unterzeichnern getragene Protest gegen die Verbauung der Schlössl-Günde im Sande verlaufen. Die Forderung nach Beibehaltung der Grünlandwidmung des Areals und entsprechender, ökologisch, sozial und kulturell verträglicher Nutzung war, sich herausstellte, bei der „Mediation mit offenem Ausgang“ gar nicht zugelassen gewesen. Am Ende stimmten die verbliebenen Vertreter der Initiative entgegen ihrem Mandat der – geringfügig modifizierten – Verbauung zu. Im Juni 2010 widmete der Wiener Gemeinderat das Areal einstimmig in Bauland um.

Im Jahr 2013 sollen die „Maria Theresien-Schlössl“-Wohnblöcke bezugsfertig und der historische Ortskern von Jedlesee, dem ältesten Bezirksteil Floridsdorfs, so gut wie nicht mehr erkennbar sein.

Siehe auch HP „Kein Bauland statt Grünland“ KLICK HIER
"jede BI, die ihren Weg alleine sucht, ist selber schuld an ihrem Misserfolg" 
von Johanna Kraft am 2011-08-15 um 20:33 Uhr
glauben Sie allen Ernstes, lieber Dr.Hofmann, dass Aktion 21 die Zerstörung Jedlesees verhindern hätte können??
Niemand möge Ihnen Ihren Glauben rauben...
"Eine unheilige Allianz" 
von Georg Becker am 2011-08-09 um 12:26 Uhr
ist der Hauptitel des Beitrages der Bürgerinitiaitive Jedlesee im Buch "Raus aus der Sackgasse" aus 2oo9 (Redaktionsschluss: 30. Juni), das von der Aktion 21 im Sonderzahl-Verlag herausgegeben wurde.
Dem Kommentar von Herrn H. Hofmann pflichte ich bei.

In der Zeitschrift "AUGUSTIN", Nr. 301, 29.6. 2011,
berichtet der Chefredakteur R. Sommer "Über Stiftsgründe, Seegründe und gute Gründe, mit dem Widerstand zu beginnen" mit dem Haupttitel: "GLORIT EROBERT RIVIERA DER ARMEN".
Diese Geschichte handelt - mit Fotos ausgestattet - auch in "Transdanubien" aber an der Alten Donau. Ein Zwischentitel:
"Stift Klosterneuburg: leichte Profite mit Gottes Segen"
und ein Zitat :
"Hätte die Ordensmoral überlebt, hätte das Stift die Wertsteigerung, für die es keinen Handgriff machen musste, der Öffentlichkeit zurückgegeben."
Die "Öffentlichkeit" sind nicht 60 Bezirksräte oder -rätinnen und nicht die "Lohnschreiber" der Kommerz-Presse ...
"GLÜCK AUF"
Über den Tisch gezogen 
von Hofmann Helmut am 2011-08-08 um 20:09 Uhr
Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie es einer Bürgerinitiative ergeht, die sich auf "Mediation" genannte Gespräche mit den Stärkeren einlässt, in der Hoffnung auf eine vernünftige Lösung. Nur gemeinsamer Widerstand gegen die hoffärtige Obrigkeit kann etwas bewirken, nur vor der Masse haben die Herrschaften Angst.
Ich finde es infam, so zu tun, als sei man verhandlungsbereit, um dann mit in solchen Rankünen unerfahrenen Menschen Katz und Maus zu spielen und sie über den Tisch zu ziehen. Jetzt müssen sie selbst um die minimalen Zugeständnisse, die sie glauben errungen zu haben, bangen, weil "die da oben" nicht im Traum daran denken, Zusagen einzuhalten.
Und wie zum Hohn heißt es dann: wir haben die Bürgerinnen und Bürger ohnedies beteiligt, nur halten sich die nciht an die Abmachungen.
Immer mehr wird offenkundig, warum die Obrigkeit Aktion 21 scheut wie der Teufel das Weihwasser. Da werden sie durchschaut und beißen mit ihren Tricks auf Granit. Jede BI, die ihren Weg alleine sucht, ist selber schuld an ihrem Misserfolg.
schade um die alten Ortskerne, die alle der Grundspekulation zum Opfer fallen, 
von wachsamer Bürger am 2011-08-08 um 11:13 Uhr
mit dem immer vorgeschobenen Argument der Wohraumbeschaffung für die vielen Zuwanderer hat das nichts zu tun!
NUR MIT DEM PROFIT FÜR WENIGE!
nicht einmal die "öffentlioche Hand" profitiert von diesen Bauprojekten
(aber in Spanien hat es ja auch so angefangen, die Baubranche hat geboomt und alle haben sich über den "Aufschwung" gefreut, bis dann alles baden gegangen ist, Und jetzt stehen überall die Bauruinen, in Irland ebenso!)
Aufwachen wäre angesagt!
Wohnraum wird benötigt 
von Besserwisser am 2011-08-08 um 10:31 Uhr
alle Anrainer, die sich wegen neuen Wohmraum aufregen die sollten mit gutem Beispiel vorangehen und der immer weiteren Verbauug in Wien durch eigene Handlungen einen Riegel vorschieben:
sofort aus Wien wegziehen!

aber nicht ins Umland sondern in eine "Abwanderungsregion" in Österreich und mit dem Verbot in Ballungsräume einzupendeln....
--uns selbstverständlich nur in bestehende Häuser einziehen (alte Bauernhäuser, Stadl udgl.)

dann müssen 140 Wohnungen nicht neu gebaut werden