Sonntag, 8. März 2015
„Maria Schaumayer war weltweit die erste Frau an der Spitze einer Notenbank, in Österreich bis heute“ schreibt DER STANDARD am 18.2.15. Was folgt, ist eine dem Feminismus geschuldete Laudatio. Leider am Beispiel eines dafür ungeeigneten Vorbildes.Nichts gegen Frau Schaumayers Einsatz für ihre vielseitigen Aufgaben. Abgesehen von der merkwürdigen Formulierung „die erste.., in Österreich bis heute“ – bis wann ist man eigentlich die oder der (zeitlich) Erste? Wann kommt einem diese Eigenschaft abhanden? – mutet es schon etwas befremdlich an, wenn einer Person uneingeschränktes Lob gezollt wird, freimütig zugegeben hat, „wir haben die Menschen nicht belogen, sondern sie bloß nicht vorzeitig belastet.“ Man muss sich diese in die Maske der Wohltat gekleidete Verachtung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes auf der Zunge zergehen lassen. Für die Ex-Stadträtin spricht lediglich, dass sie diese Ungeheuerlichkeit wenigstens öffentlich zugegeben hat. Riskiert hat sie dabei freilich nicht viel. In Ungarn hat ein ähnliches Selbstgeständnis eines Regierungschefs zu einem politischen Erdrutsch geführt, dessen Folgen immer noch anhalten. In Österreich verzeiht man das eher, bemerkt es nicht oder will es erst gar nicht bemerken. Die solches, wenn auch im Zusammenhang mit der Euro-Einführung, gesagt hat, war auch jahrelang Stadträtin. Nicht ganz zufällig in jener vielgepriesenen Stadtgemeinde Wien, für die das schamhaft als zizerlweises Bekanntgeben der Wahrheit umschriebene Verschweigen wesentlicher Tatsachen zum business as usual zählt. Frau Schaumayer hat ihre Nachahmerinnen und Nachahmer gefunden, auf jeden Fall hinsichtlich der zweifelhaften Tugend des schamhaften Verschweigens. Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung wird nicht müde werden, dagegen anzukämpfen. Helmut Hofmann |