AKT!ON 21

„Große Töchter“
Falsches Vorbild


Sonntag, 8. März 2015

„Maria Schaumayer war weltweit die erste Frau an der Spitze einer Notenbank, in Österreich bis heute“ schreibt DER STANDARD am 18.2.15. Was folgt, ist eine dem Feminismus geschuldete Laudatio. Leider am Beispiel eines dafür ungeeigneten Vorbildes.

Nichts gegen Frau Schaumayers Einsatz für ihre vielseitigen Aufgaben. Abgesehen von der merkwürdigen Formulierung „die erste.., in Österreich bis heute“ – bis wann ist man eigentlich die oder der (zeitlich) Erste? Wann kommt einem diese Eigenschaft abhanden? – mutet es schon etwas befremdlich an, wenn einer Person uneingeschränktes Lob gezollt wird, freimütig zugegeben hat, „wir haben die Menschen nicht belogen, sondern sie bloß nicht vorzeitig belastet.“

Man muss sich diese in die Maske der Wohltat gekleidete Verachtung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes auf der Zunge zergehen lassen. Für die Ex-Stadträtin spricht lediglich, dass sie diese Ungeheuerlichkeit wenigstens öffentlich zugegeben hat. Riskiert hat sie dabei freilich nicht viel. In Ungarn hat ein ähnliches Selbstgeständnis eines Regierungschefs zu einem politischen Erdrutsch geführt, dessen Folgen immer noch anhalten. In Österreich verzeiht man das eher, bemerkt es nicht oder will es erst gar nicht bemerken.

Die solches, wenn auch im Zusammenhang mit der Euro-Einführung, gesagt hat, war auch jahrelang Stadträtin. Nicht ganz zufällig in jener vielgepriesenen Stadtgemeinde Wien, für die das schamhaft als zizerlweises Bekanntgeben der Wahrheit umschriebene Verschweigen wesentlicher Tatsachen zum business as usual zählt.

Frau Schaumayer hat ihre Nachahmerinnen und Nachahmer gefunden, auf jeden Fall hinsichtlich der zweifelhaften Tugend des schamhaften Verschweigens. Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung wird nicht müde werden, dagegen anzukämpfen.

Helmut Hofmann
Große Töchter - ganz klein? 
von CR am 2015-03-11 um 20:40 Uhr
Herzlichen Dank für diesen Beitrag; erstaunlich, was gerade betr. „Frauen haben es geschafft“ immer wieder als Vorzeige-Eigenschaft herhalten muß. Ist es nicht bezeichnend, daß bei diesen Lobpreisungen - nicht nur postum - fast nie die Komponente Verhalten gegenüber Mitmenschen angesprochen wird?
Fragen Sie ihre Mitarbeiter, ihre Untergebenen, die von ihr Abhängigen, wie sie unter ihrer Vorgesetzten gelitten haben, wie sie sich schikaniert und mißachtet vorgekommen sind. Und m.E. ist gerade der Umgang mit vermeintlich Unterlegenen ein Gradmesser für persönliche Integrität. Fr. Dkfm. Schaumayer mag ja „tüchtig“ gewesen sein, aber menschlich - Frau hin oder her – kein Vorbild.

Wie leider so viele in solchen Positionen – egal welchen Geschlechts.
Differenzierung nötig ! 
von Georg Becker - aus Unter St. Veit (Wien) am 2015-03-10 um 22:45 Uhr
Dass im und aus dem Wiener Rathaus aber auch Bezirks-Amtshäusern (viel zu)
viel gelogen wird, scheint - leider - evident.

In einem konkreten Fall - Versuch der Veräußerung der Bundesliegenschaft mit
dem letzten Atelier von Gustav Klimt im 13. Bezirk in den Jahren 2001 bis 2005 -
hat Frau Dr. Maria Schaumayer sich nicht vor den Karren von "Spekulanten" (und ihrer "GmbH's") spannen lassen.
Sie war in einer vom Wirtschaftsminister eingesetzten "Jury" und hat nicht nur
alle Seiten "gehört" sondern auch wesentlich dazu beigetragen, "Marktmacht" (Im Sinne von "Kultur statt Kubatur") zu neutralisieren.
Der Verein Gedenkstätte Gustav Klimt wird ihr deshalb ein ehrendes Gedenken
bewahren.
( www.klimt.at siehe evtl. dort auch "Archiv" und "Chronik". )
Nur Menschen 
von Hofmann Helmut am 2015-03-12 um 19:52 Uhr
Stimmt. Das zeigt, dass auch "Vorbilder" wie Frau Schaumayer nur Menschen sind und daher manchmal auch menschlich handeln können. Nobody is perfect...
"Die hinterhältigste Lüge ist die Auslassung" 
von CR am 2015-03-08 um 22:36 Uhr
Simone de Beauvoir

http://gutezitate.com/zitat/231196

Stimmt. Verschweigen gilt in Wien als politische Tugend.
Und so schaut es auch aus.
Hinterhältige Lügen.