AKT!ON 21

Welterbe – Fluch oder Segen?


Mittwoch, 14. September 2016

Am 07.09.2016 fand im Wien-Museum eine von der Journalistin Sibylle (nicht Sybille) Hamann moderierte Podiumsdiskussion mit dem Welterbebeauftragten der Stadt Wien Rudolf Zunke, der Architektin Marta Schreieck, dem ao. Prof. für Städtebau an der TU Wien DI Dr. Erich Raith, sowie dem Kurator des Museums und zugleich „Gastgeber“ Dr. Alfred Nierhaus statt.

Nicht auf dem Podium

fand man Vertreter des Kulturgüterschutzes und Vertreter der Zivilgesellschaft. Zunke fungierte eher als ein dem Welterbe gegenüber kritischer Interessenvertreter der Stadtverwaltung als ein Sachwalter des kulturellen Erbes der internationalen Staatengemeinschaft.

Befremdlich
Es gab Voranmeldungen übers Internet. Mehrere angemeldete und rechtzeitig Erschienene fanden zumindest in den ersten 45 Minuten keinen Sitzplatz.
„Wortmeldungen“ aus dem überfüllten Auditorium gab es nur schriftlich (auf Kärtchen) als „Fragen“ an das Podium. Ihre meist summarische Verlesung oblag der zensurierenden Auswahl durch die Moderatorin, die sich durch deutliche Positionierung für den „Fluch Welterbe“ auszeichnete. Daher ist es verständlich, dass die Frage, ob der Welterbevertrag nun erfüllt, missachtet oder aufgekündigt werden solle, gar nicht erst erwähnt wurde.

Zum Thema
Unter welchem Einfluss muss man eigentlich stehen, um das Kulturgut dieser Welt mit der Frage nach Fluch oder Segen zu verbinden? Einer Frage, die nicht sinnvoller anmutet als die nach „Welterbe – kalt oder warm, hart oder weich, schnell oder langsam?“
Sinnvoll ist die Frage nicht, aber populistisch, weil sie sich nicht an den Verstand, sondern an typisch pseudoreligiöse Gefühle wie Fluch oder Segen wendet.

Was heißt „Welterbe“?
Worüber reden wir, wenn wir „Welterbe“ sagen? Nicht die UNESCO, nicht ICOMOS oder Denkmalschützer schaffen das mit dem Prädikat Welterbe versehene Kulturgut. Es ist schon lange vor dem Prädikat auf der Welt. Die UNESCO macht lediglich auf die besondere kulturelle Bedeutung besonders wertvollen Kulturgutes aufmerksam.

Welterbe als Verpflichtung
Kulturgüter sind weder Fluch, noch Segen. Sie sind Verpflichtung. Goethe lässt Faust sagen: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.
Das Erbe ist nur für den lästig, der damit nichts anzufangen weiß. Es ist aber auch für denjenigen kein Gewinn, der es nur um seiner selbst willen erhalten will.
Intelligente Menschen „erwerben“ ihr Kulturgut nicht dadurch, dass sie es – wie der Daesch - zerstören, sondern dadurch, dass sie sinnvoll und zugleich schonend damit umgehen.
Die Bedeutung von Kulturgut muss nicht erklärt werden. Die Republik Österreich hat sich zu seiner Erhaltung und Pflege verpflichtet und Verträge sind einzuhalten. Punkt.

Die Moderatorin wurde nicht müde, das Podium immer wieder durch gezielt populistische Fragen vom Wesentlichen abzubringen. Schon die Eröffnungsfrage „Wozu brauchen wir Welterbe?“, als handele es sich um einen vermutlich unnötigen Gebrauchsgegenstand, wurde von Zunke nicht etwa entrüstet zurückgewiesen, sondern langatmig damit zu erklären versucht, dass der Begriff Welterbe zur Durchsetzung von Interessen missbraucht werde, die Begriffe Fluch und Segen daher „gut gewählt“ seien - und es letzten Endes 2001 über Vorschlag der MA 19 zur Prädikatsverleihung gekommen sei.
Schreieck verwies darauf, dass Innsbruck eine Bewerbung um das Welterbeprädikat abgelehnt habe.
Raith fokussierte die Frage auf Wien(s Innenstadt), sprach sich vehement gegen jede Art Ensembleschutz aus und bezeichnete das auf „Balance“ abzielende Modell des Stadtkern-Schutzes als ihm „extrem unsympathisch“.
Wohltuend das hohe sachliche Niveau des Podiums, das Totschlagargumente aus der Kiste des Quargelsturzpopulismus konsequent vermied.

Statt Planung…
(Mangelnde) Stadtplanung hieß der gemeinsame Nenner des Podiums, wenngleich jede(r) etwas ganz Anderes darunter zu verstehen schien. Dies mündete in die Frage der Moderatorin: „Gibt es in Wien ein Stadtplanungskonzept und wer entscheidet?“ Es war Zunke, der an eine Aufzählung all der hochtrabenden, „einem breiten Fachdiskurs unterworfenen“ Konzepte (Stadtentwicklungsplan, Fachkonzepte, Konzepte für spezielle Fragestellungen) die Frage anschloss, wieviel der Bürger dabei mitreden solle, weil „Stadtplanung ohne Bürgerbeteiligung ein Ding der Unmöglichkeit“ sei. Zunke stellte aber in einem Atemzug auch klar, dass am Ende „die Politik“, genau gesagt der Gemeinderat, entscheide.

Gretchenfrage Bürgerbeteiligung
In die gleiche Kerbe, nur nicht so deutlich, schlug Schreieck, wenn sie meinte, die Antwort auf die Frage, ob man Hochhäuser im historischen Bereich bauen könne, müsste von Stadtplanung und Bürgern gegeben werden. „Bürgerbeteiligung ist eine wichtige Sache, aber sie müsse richtig gemacht werden.“ „Richtig“ heißt dabei wohl so, dass man zwar auf die Mitwirkung der Bevölkerung am Prozess, nicht aber an der Entscheidungsfindung Wert lege. Feigenblätter eignen sich eben nur zum Bedecken der Blöße, aber nicht zum Gegessenwerden.
A propos Gegessenwerden: seit einem halben Jahrzehnt schon liegt eine von Aktion 21 ausgearbeitete einfache, praktikable Form der Bürgerbeteiligung bei der Vizebürgermeisterin und für Bürgerbeteiligung zuständigen Stadträtin, ohne dass wir jemals eine Reaktion darauf erhalten hätten. Auch unser Beitrag zum Stadtentwicklungsplan, die Anregung einer klarer, einfachen und funktionierenden Bürgerbeteilligung, blieb ohne Reaktion der Stadtregierung.

Daneben und…
Eigenartig befremdlich wirkte Raiths Loblied auf die sogenannte Bürgerbeteilligung in der „Gebietsbetreuung“, in der es seit 40 Jahren sanfte Stadterneuerung gebe. Raith dürfte entgangen sein, dass sich die Stadt Wien von diesem Auslaufmodell leise verabschiedet. Einst hochgejubelt hat es sich zu einem belang- und erfolglosen Um- und Totschlagplatz für mehr oder weniger vernünftige Ideen der Kleinkosmetik bei beabsichtigten Bauten, Umbauten und Renovierungen entwickelt, in dem Beteiligungsprojekte, die nicht einmal in die Lokale Agenda 21 Eingang finden, ein letztklassiges Begräbnis erhalten.


Der erlösende Höhepunkt der Diskussion war Nierhaus vorbehalten, der endlich das Ding beim Namen nannte. „Man spricht von Mangel an moderner Architektur, während es in Wahrheit um maximale Kubatur geht.“ Ihn wundere der eigenartige Zusammenschluss von Denkmalschützern und Gegnern des Neoliberalismus nicht, wenn man sehe, dass „qualitätsvolle, intelligente Dachausbauten im Welterbe an einer Hand abzählbar“ seien. Es müsse ein klares, verbindliches Regelwerk geben. (Anhaltender Applaus des Publikums).

Im Zeichen des Krebses
Raith meinte, zu bewahren seien nur die Prinzipien des Wandels. Die gelten für alles, die Stadt dürfe nicht nur nach außen wachsen, das Zentrum müsse mitgenommen werden. Wäre er sich nicht zu gut, auch auf das gemeine Volk zu hören, hätte ihm vielleicht ein Zuruf in seinem Elfenbeinturm zu denken gegeben:
Die Stadt ist, wie der Mensch darin, ein lebender Organismus. Beider Wesen ist ständige Veränderung. Ist diese stetig und natürlich, nennt man sie Wachstum. Erfolgt sie zu rasch und unkontrolliert, nennen wir es Auswuchs. Krebs etwa ist ein solcher; die Folgen sind bekannt.
Helmut Hofmann
Marta Schreieck am Podium 
von Welterbefreak am 2016-10-06 um 13:10 Uhr
außer den Eingeweihten wusste an diesem Abend im Publikum kaum jemand, dass Henke Schreieck für das nächste Bauverbrechen am Karlsplatz verantwortlich zeichnet.
Ihr Büro hat still und heimlich Pläne zur gigantischen Aufstockung des Zurich Kosmos Plattenbaus neben der Karlskirche ausgearbeitet.

Eine Frechheit, diese Architektin auch noch zu diesem Thema am Podium zu finden!

es genügt schon, dass dieses neuerliche Verbrechen in der Innenstadt unserer Frau Vassilakou und Herrn Mailath Pokorny gefällt!
"Diskusion" wurde zur "Podiums"-Diskussion 
von CR am 2016-10-02 um 09:16 Uhr
http://www.wienmuseum.at/de/veranstaltun...

In der Einladung - die nicht mehr auf der Hompage abrufbar ist - war allerdings als 2. Teil nach der Pause „Diskussion“ angekündigt.

Offenbar haben die Veranstalter gemerkt, daß infolge der Anmeldungen ausreichend Verfechter des Welterbe-Status im Publikum sitzen, die nicht in die Jubelchöre der Preisgabe einstimmen werden, und haben gleich zu zu Beginn gesagt, daß das eine „Podiums“-Diskussion ist.

In der Pause wurden Kärtchen verteilt, auf die die Untertanen dann ihre Fragen aufschreiben durften. Die Moderatorin Fr. Hamann hat das auch gnadenlos durchgezogen, es wurde keine einzige Wortmeldung aus dem Publikum erlaubt, die Fragen wurden summarisch nicht beantwortet, sondern „von oben herab“ - Podium - schöngeredet und Probleme geleugnet bzw. von Hr. Erich Raith, Professor für Städtebau, TU Wien, u.a. z.B. über die Höhe des Stephansdomes, Himmelsnähe in der Gotik, Hochhäuser …. und dgl. referiert.

Einzig Hr. Andreas Nierhaus, Kurator für Architektur im Wien Museum, Experte und Bewunderer von Otto Wagner, hat dagegengehalten; Gratulation zu seiner Haltung!
Welterbe - Fluch oder Segen? 
von Odysseus am 2016-09-22 um 04:38 Uhr
Um auf diese alberne Frage zu antworten:
Als weit Gereister konnte ich immer wieder feststellen, dass jene Länder, die das Glück haben, in die Welterbe-Liste aufgenommen worden zu sein, dieses Prädikat mit großer Verantwortung als Auszeichnung vor sich hertragen: Man weist in zahlreichen hochwertigen Büchern, Bilddokumentationen, Touristeninformationen etc. immer wieder darauf hin und ist stolz darauf. Offensichtlich dient es allgemein der Identitätsfindung.
Nur in Wien riskiert man sehenden Auges und mutwillig durch allseits bekannte Vorgänge die Aberkennung dieses weltweit renommierten Prädikats.
Fluch? 
von hofmann helmut am 2016-09-20 um 19:51 Uhr
Nein, nicht das Welterbe ist ein Fluch, sondern jene "Vertreter der Stadt Wien", die es bei jeder Gelegenheit schlecht reden und in Frage stellen. Diese dumpf-muffigen "Altertümer" sollten aufgeschlossenen, zukunftsorientierten MenschenPlatz machen, die die Fantasie haben, Wertvolles zu schaffen ohne deshalb Wertvolles zu vernichten.
Welterbe Wien - ein Segen für die Bevölkerung 
von Maria Ranacher am 2016-09-16 um 16:14 Uhr
Die Zustimmung der Wienerinnen und Wiener und Touristen zum Welterbe Wien erreicht mit über 90% (IFES 2003) 94,88 % lt. Passantenbefragung der Initiative Stadtbildschutz 2014 und 98% lt. Passantenbefragung der Initiative Stadtbildschutz 2015, fortlaufend Höchstwerte!
Unser Welterbe wird im In- und Ausland deutlich als Segen empfunden.
Doch die Rolle die Politik und Beamte dabei spielen, werden deutlich als ein Fluch für das unwiederbringliche Welterbe gesehen, wie auch für die Bevölkerung, die ihr Erbe liebt!
Die verräterische Rolle die der Welterbe Beauftragte Zunke als Widersacher statt als kundiger Beschützer dabei spielt, gehört auf die Bühne aber nicht ins Rathaus! Wäre dieser Fachbeamte wirklich für seine Aufgabe da, könnte das Machtkartell nicht so leicht durchgreifen. So aber erleichtert er der rot gruenen Regierung und den gierigen Zerstörern des Welterbes die Arbeit. Ein Fluch fürs Erbe!
Welterbe-Diskussion im Wien Museum 
von Hannelore Schmidt am 2016-09-16 um 12:21 Uhr
Die Zuständigen der Stadt Wien wollen offensichtlich unter den Teppich kehren, dass sich die Republik Österreich 192 Staaten gegenüber ausdrücklich verpflichtet hat, ihre Welterbe-Stätten „in Bestand und Wertigkeit zu schützen, zu bewahren und an kommende Generationen weiterzugeben“. In diesem Abkommen, das Bundesgesetz wurde, steht nichts über Ausbau, Aufbau, Zubau oder Erweiterung der kleinen Welterbezone "Historisches Zentrum Wien" (0,89 Prozent der Stadtausdehnung).
Außerhalb dieser könnte man Wien ungehindert „weiterentwickeln“, innerhalb derselben bedarf es Architekten, die gekonnt mit Wert und Charakter des gewachsenen Zentrums umzugehen verstehen. Diese sucht man aber nicht, sondern solche, die willig auf die Begehrlichkeit Privater eingehen, an prominenten Stellen der Stadt rücksichtslos Nutzwert und Baumasse zu erzeugen. Diese Gruppe verflucht das Welterbe sicherlich - im Gegensatz zu den Bürgern, die nach Umfragen zu 95 % dahinter stehen.
Diskussion Welterbe 
von floria am 2016-09-16 um 11:28 Uhr
Wieder einmal wurde klar, wie Bürgerbeteiligung derzeit abläuft: Im zweiten Teil der Veranstaltung durfte das Publikum Fragen (!!!) auf Zettel schreiben, deren Beantwortung durch 4/5 am Podium man unschwer voraussehen konnte. Die Zuhörer saßen da wie Papageno mit dem sprichwörtlichen Schloss vor dem Mund. Ihre Meinungen oder Argumente wollte offenbar niemand hören. Sie wären jedoch im Stande gewesen, die Prinzipien des Welterbes weit besser zu erklären als der Welterbe-Beauftragte der Stadt Wien. Dieser sollte auf so absurde Fragen wie „Brauchen wir das Welterbe?“ bloß die Aussagen von Bürgermeister und Kulturstadtrat anlässlich der Eintragung des Historischen Zentrums Wien in die Welterbe-Liste zitieren, nämlich
Michael Häupl: "Ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Wien!"
Andreas Mailath-Pokorny: "Großes Renommee und Ehre!"
Noch heute fettgedruckt nachzulesen, aber offensichtlich nicht mehr in der Erinnerung mancher Zuständiger . . . . Traurig, auf welchem Niveau sich diese „Diskussion“ abgespielt hat.
Kindesweglegung? 
von hofmann helmut am 2016-09-15 um 20:39 Uhr
Zunke versuchte langmächtig die Tatsache zu zerreden, dass das Prädikat Welterbe vom Wiener Rathaus beantragt wurde. Was er nicht sagte: der Wunsch nach der Verleihung des Welterbeprädikates für die Wiener Innenstadt ging vom damaligen ÖVP-Stadtrat Marboe aus. Kann es sein, dass dieser sich das Plazet des Bürgermeisters mit der Zusage erkauft hatte, das Wien-Mitte Projekt bedingungslos zu unterstützen? Vizebürgermeister Görgs (ÖVP) treuherzige Versicherung gegenüber der Bürgerinitiative, er sei bereit, über alles zu diskutieren, nur werde das an dem Projekt überhaupt nichts ändern, deutet ebenso in diese Richtung wie die geringschätzigen Wortspenden des Bürgermeisters gegenüber der UNESCO, als diese mit den von ihr geäußerten Bedenken der kommerziellen Unanbringlichkeit des Projektes gleichsam die Krone aufsetzte und zur Beerdigung des ursprünglich 6-türmigen Projekts Wien Mitte I beitrug.
Welterbediskussion im Wienmuseum 
von Johanna Kraft am 2016-09-15 um 16:24 Uhr
schon bei der Zusammensetzung des Podiums war vorgegeben, wie das ablaufen würde. Frau Architektin Schreieck verteidigte die Ablehnung des Welterbeprädikats für die Innsbrucker Innenstadt, man brauche keine weiter Kontrollen von "außen", es wären schon zu viele (dem Welterbeprädikat widersprechende??) Projekte in Planung gewesen. Das Ergebnis sieht jeder, der etwa heute vom Schloss Ambras auf die Stadt runterschaut. Das Wichtigste wäre, "die Leute zu überzeugen", meinte sie.
Das erinnert fatal an die Mediationsversuche in Steinhof, nur waren "die Leute da eben nicht zu überzeugen".
Dass man statt Raith nicht Kühn oder Kapfinger genommen hat, sagt alles. Man merkt die Absicht und man ist verstimmt!
Das konnte auch der sehr gut argumentierende Nierhaus nicht wettmachen.
Verzicht 
von h am 2016-09-15 um 20:26 Uhr
In Innsbruck war tatsächlich entscheidend, dass man für ein schon abgesegnetes Projekt, das mit dem Welterbestatus nicht vereinbar gewesen wäre, gefürchtet hatte. Da hat man sich als Entscheidungshilfe natürlich keine Leute geholt, die für so etwas wie Denkmalschutz etwas übrig haben. Henke-Schreieck haben ja auch Wien Mitte II entworfen, ohne die Teilnahme am "Wettbwerb" mit dem Hinweis darauf abzulehnen, dass die ausgeschriebenen Kubaturen und die sich daraus zwangsläufig ergebende Höhenentwicklung nicht mit dem Welterbestatus verträglich seien. An diesem Verhaltensmuster hat sich auch Prof. Raith orientiert, deshalb ist seine negative Haltung zum Welterbe Innere Stadt verständlich, wenn auch nicht zu billigen. Ds sind Leute, die kennen nur ihre wie auch immer zustande gekommene Meinung. Verpflichtungen aus Verträgen und Gesetzen sind ihnen offenbar völlig egal.
Welterbe - Segen oder Fluch 
von Waltraut Kupf am 2016-09-15 um 14:52 Uhr
Es ist offensichtlich, daß der Trend der Kulturpolitik der linken Ideologie des Entsorgens und Besudelns überkommener Werte folgt, ohne allerdings an deren Stelle etwas auch nur annähernd Gleichwertiges zu setzen. Die Republik hat mit der UNESCO einen Vertrag geschlossen, in dem sie sich verpflichtet, jene Werte zu schützen, auf grund deren das Prädikat „Weltkulturerbe“ verliehen wurde. Es wird geflissentlich ignoriert, daß dieser Schutz sich auf ein vergleichsweise minimales Areal beschränkt und die übrige Stadt ja ohnedies dem Wüten einiger Geschäftemacher offen steht. Mein Kunsterziehungslehrer prognostizierte bereits um 1950, man werde dereinst im Südturm eine „St. Stephens´s Bar“ einrichten, und die Zeit ist nicht mehr fern, da sich dies bewahrheiten könnte. Der Bund toleriert wohlwollend das Amtsverständnis des Welterbebeauftragten der Stadt Wien, der seinen Auftrag offenbar darin sieht, das Prädikat wieder loszuwerden. Das alles ist nur möglich, weil eine juristische Parallelwelt existiert, die es der Gemeinde gestattet, den völkerrechtlich gültigen Vertrag der Republik mit der UNESCO einfach zu ignorieren. Seitens des Verfassungsdienstes wurde bisher stets abgeblockt. Sachverhaltsdarstellungen zu undurchsichtigen Vorgängen wurden eingebracht, jedoch offenbar nicht weiterverfolgt. Abhilfe könnte nur ein Regierungswechsel schaffen.
"Kulturpolitik" 
von JK am 2016-09-15 um 16:13 Uhr
die Kulturpolitik der Stadt Wien ist zZ wirklich ein eigenes Kapitel. der ehemalige Chef des AzW (Architekturzentrum Wien) darf öffentlich, von der Politik unwidersprochen, sagen: "das Weltkulturerbe ist ein Schas", und niemand findet was dabei.
Zunke ist ein weisungsgebundener Beamter, der das sagen muss, was von der Politik gewünscht ist, sonst ist er seinen Job los. Da Rückgrat und Stärke verlangen zu wollen, ist vergebliche Liebesmüh, er sitzt ja auf seinem Posten, weil er so ist, wie er ist.
Dass er vor einigen Jahren in einem Interview gesagt hat, auf dem Heumarkt könne es kein Hochhaus geben, das hat er leider vergessen....
Welterbe als "Fluch"? 
von hofmann helmut am 2016-09-15 um 16:04 Uhr
Prof. Raith sagte unter anderem: „Ich wünsche keine Welt, wo jemand paternalistisch weiß, was für die Stadt gut ist….ich war in dem kooperativen Verfahren <gemeint ist das Hochhaus Lothringerstraße> dabei...“
Den ersten Satz unterschreibe ich vorbehaltlos, auch wenn er von Raith an die falsche Adresse gerichtet war. Es war schließlich ein (ungewollter?) Schrei nach echter Bürgerbeteiligung, wie sie gerade in jenem „kooperativen Verfahren“, an dem er sich beteiligte, schmerzlich zu vermissen war. Kein Wunder, wenn Architektin Schreieck meinte, man habe dabei den kapitalen Fehler begangen, die Frage nach der Zulässigkeit nicht vorher an die Stadt zu richten. War sie wirklich so blauäugig zu glauben, dass der Investor diese „Zulässigkeit“ nicht rechtzeitig „ganz oben“ abgesichert hatte? Hat er dies denn nicht in einem Presse-Interview freimütig eingestanden? Ihm kann man wohl keinen Vorwurf machen, wohl aber all jenen, die an dem Kasperletheater des kooperativen Verfahrens Gefallen gefunden haben.

Entlarvend die Antwort Zunkes auf die Frage der Moderatorin, was passiere, wenn wir auf das Welterbe verzichteten: er meinte, dann würde der Amtsschimmel in Paris <gemeint ist die UNESCO> 15 Jahre lang wiehern, bis tatsächlich etwas geschehe – und dann sei er schon in Pension. Und die Aberkennung des Prädikats für Dresden habe Untersuchungen zufolge auch keine nachteiligen Auswirkungen auf den Fremdenverkehr.
Kommentar überflüssig.
Daran kann man erkennen, wie ernst die heutigen Vertreter der Stadt Wien die UNESCO und Österreichs völkerrechtliche Verträge mit der internationalen Staatengemeinschaft nehmen.