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Donnerstag, 3. Oktober 2019
In einer Kolumne der Tageszeitung DerStandard kommt Barbara Coudenhove-Kalergi zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Wähler auch irren könne – ein Brandsatz gegen die Demokratie Solche Wortspenden sind nicht nur dem üblichen Sommerloch-ness geschuldet, sondern tauchen meistens dann auf, wenn erklärten Bürgerbeteiligungsfeinden eine Wahlniederlage droht oder diese bereits eingetreten ist. Die Autorin bemüht dabei auch die Nazi-Keule und schreibt, Hitler sei „infolge“ einer demokratischen Wahl an die Macht gekommen. Man liest das „infolge“ natürlich kausal, könnte es aber auch konsekutiv, also bloß in zeitlicher Abfolge, deuten, sollte jemand an historisch falscher Darstellung Anstoß nehmen. Sie merkt dabei nicht, dass es gerade dieser Hitler war, der das antidemokratische Führerprinzip mit der größeren Irrtumsanfälligkeit des Volkes gerechtfertigt hat, indem er verkündete, dass der einfache Volksgenosse eher irre als der Ortsgruppenleiter und dieser eher, als der Kreisleiter, dieser eher als der Gauleiter und zuletzt der Gauleiter eher als er, der „Führer“. Zuletzt lässt sie ihre Leser mit einem Churchill-Zitat ziemlich ratlos zurück: „Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform – mit Ausnahme aller anderen Regierungsformen, die man im Lauf der Zeit schon ausprobiert hat.“ Hat sie damit erreicht, was sie wollte – die Demokratie anzupatzen, ohne klar zu sagen, was sie sich an deren Stelle vorstellt? Natürlich nur dann, wenn ein demokratisch zustande gekommenes Ergebnis nicht in den Kram passt? Zur Frage „was nun?“ hat der Poster „anton19“ im online-Forum den Nagel auf den Kopf getroffen: „Das „Beste“ (aber anscheinend ungeeignete) System zu verbessern suchen.“ Ein schlagender Beweis dafür, dass aus dem einfachen Volk Gescheiteres kommt als von den gegenseitig ernannten „unfehlbaren“ politischen Experten. , Helmut Hofmann |