AKT!ON 21

Wollen wir Schurkenstaat?


Dienstag, 14. April 2020

Derzeit sind wir sehr stolz auf unsere Erfolge in der Corona-Virus-Bekämpfung. Sie gelten als vorbildhaft. Aber nicht alles, was aus Österreich kommt, ist weltweites Vorbild.
Zum Beispiel für die USA: da haben wir zwar der WTO die Zähne gezeigt und nicht einfach ja und amen zu dem gesagt, was die Amis wollten. Da waren wir tapfer, weil einig. Aber schon bei der WHO ist es aus mit der Einigkeit. Mit der liegen wir im Clinch, weil sie meint, Masken schützen nicht vor dem Angestecktwerden. Das behauptet zwar auch bei uns niemand, weil wir die Maskenpflicht nicht eingeführt haben, um uns gegen das Virus zu schützen, sondern damit man anderen nicht so einfach das Virus mit voller Pulle ins Gesicht husten oder niesen kann, aber wer kann das schon unterscheiden? Und weil diese Unterscheidung für viele so schwierig zu sein scheint, brauchen wir einen Prügelknaben, und der heißt WHO. Man hätte es vorhersehen können, dass auch sofort ein Schwachsinniger da ist, der bei dieser Prügelei heftigst mitmacht. Er heißt – erraten! – Trump, wer sonst!

Und wenn wir schon bei Trump sind – wir machen ihm auch was nach, sozusagen in dankbarer Revanche. Wir mobilisieren kunstvoll unseren Stinkefinger, um ihn – so wie es Trump getan hat – der UNESCO vors Gesicht und die internationale Staatengemeinschaft zum Besten zu halten, indem wir uns von ihr zwar das Welterbeprädikat mit großem Aplomb verleihen haben lassen, es in dem Moment aber, in dem es einem Investor hinderlich geworden ist, am liebsten wieder losgeworden wären oder zumindest begradigt hätten. Dass wir uns bei gleicher Gelegenheit auch gleich mit der EU anlegen, spielt keine Rolle – die hat ohnedies eine weit überzogene Auffassung von Umweltschutz die wir nicht teilen. Da lassen wir‘s lieber auf eine Verurteilung wegen Vertragsverletzung ankommen. Wer ist schon die EU?

Mit der EU ist es wie mit der Bürgerbeteiligung: alle bekennen sich lauthals zu ihr und prügeln auf jeden ein, der auch nur ein kritisches Wort über sie zu sagen wagt: flugs wird er orbánisiert und zum Buhmann der Nation erklärt. Wenn es aber darum geht, das Bekenntnis in Taten umzusetzen, werden wir still und leise, schielen auf die Vorzüge der Provinzialisierung gegenüber der Globalisierung und strecken den Zeigefinger gegen andere, nicht erkennend, dass dieses „andere“ der Spiegel ist, in den wir selber blicken. Und rufen, immer andere, aber nie uns selbst meinend, aus vollem Hals „Schurkenstaat!“

Helmut Hofmann