AKT!ON 21

Abschlußrede von Hr. Dr. Lötsch bei der Demo am 24.09.2015


Dienstag, 6. Oktober 2015

Dies ist kein Plädoyer gegen zeitgenössisches Bauen.Das wäre auch sinnlos.Denn
dieses hat und hatte weiß Gott seine Chance:

Nur zwei Nachkriegs-Generationen haben in den letzten Fünf Jahrzehnten mehr Kubaturen hinzugebaut und mehr Flächen versiegelt als ALLE GENERATIONEN IN DER MEHRTAUSENDJÄHRIGEN ZIVILISATIONSGESCHICHTE Österreichs davor.Allerdings ist es ihr nirgends gelungen,den Charme gewachsener Zentren zu erreichen.Daher versucht "neue"(?) Architektur - vielleicht auch im dumpfen Bewußtsein ihrer Kälte und Bedeutungslosigkeit - zunehmend, sich an historischer Baukunst zu reiben,um wenigstens durch Spannung und Schock an Bedeutung zu gewinnen."Gute Architektur müsse ins Zentrum" heißt der Schlachtruf der Ensemble-Brecher.

"Gute Architektur braucht kein Zentrum.Gute Architektur schafft ein Zentrum" entgeg-
nete ein bekannter Kritiker technokratischen Städtebaues.

Die einzige Chance,das Wüten einer Brutal-Moderne im historischen Stadtkern
nicht zum Kulturkrieg eskalieren zu lassen,wäre die friedliche Einigung auf einen
"historischen Gradienten"
(wie ihn die UNESCO ja vorsieht).

Dieser bedeutet – ob in Florenz,Venedig,Bamberg oder anderen Welterbestätten - die verehrungswürdigen Reste historischer Ensembles als "unvermehrbare Güter" zu erhalten, sensibel von innen her zu revitalisieren, statt außen durch zynische Designer-Gags zu entstellen. (bestes Positiv-Beispiel: Palais Ferstl)

Es gilt den historischen Gradienten von der Innenstadt zum Stadtrand hin zu befolgen,
an dessen Peripherie sich das neue Bauen austoben mag, sofern dies menschlich,
sozial und ökologisch noch erträglich scheint."Urbanität"(Summe aller Positva städt-
ischen Lebens) entsteht dabei zwar nicht( Negativbeispiele "Tech-Gate"-Hochhaus-
Cluster und Mega Glaskästen beim Hauptbahnhof).

Allein diese drei Forderungen - menschlich,sozial,ökologisch - könnten ganz andere
Formen entstehen lassen,denn viele hässliche Großbauten der 1970er bis 2000er
Jahre sind unattraktiv und längst bauphysikalisch als "Energievernichtungsmaschin-
en" entlarvt,die vor allem an dramatischer sommerlicher Überhitzung leiden - ein
nüchtern-pathetischer Funktionalismus,der alles andere ist als funktional. Der viel-
gepriesene "Minimalismus"des neuen Bauens ist auch alles andere als bescheiden.
Das Wort kann wohl nur ein" Minimum gestalterischer Einfälle pro verbauter Million"
meinen,sicher nicht seine Dimensionen,deren Gigantismus oft alle Maße sprengt.
Oberstes Ziel des "Historischen Gradienten" muß es sein,nichts Unwiderbringliches
mehr zu zerstören.Wer ins Zentrum will, hat sich dort zu benehmen wie ein Gast
(ein neuer Maßstab für schöpferische Intelligenz) und dabei nicht nur die UNESCO
zu achten sondern vor allem den Bürgerwillen.


Univ.Prof. Dr. Bernd Lötsch
co/ Abteilung Ökologie
Naturhistorisches Museum
1010 Wien


Dachausbau im 14. Bez. Ecke Sampogasse und Kienmayergasse


Zoom
Lötsch for President 
von helmut hofmann am 2015-10-21 um 20:45 Uhr
Bei all dem lächerlichen Hin- und Her über Kandidatinnen und Kandidaten für das Staatsoberhaupt scheint niemand an einen wahrhaft Würdigen und Mutigen zu denken, der wie kein zweiter mit Herz und Hirn (!!) sagt, was Sache ist!
Ich glaube, sehr viele würden ihn wählen, wenn er kanididieren würde. Aber das werden die etablierten Parteien sicher zu verhindern wissen. So ein Mann könnte ihnen gefährlich werden!