AKT!ON 21

Aufgeschnappt


Samstag, 17. Oktober 2009

Der Kurier meldet in seiner Ausgabe vom 9. Oktober 2009: „Bei angeblich mit den ÖBB nicht koordinierten Arbeiten einer Bau-Firma sind am Donnerstag Steine auf die Gleise der S-Bahn beim Bahnhof Wien Mitte gefallen. Die Verbindungen waren von 8.51 Uhr bis 10,45 Uhr gestört.“

Es ist nicht das erste Mal, das Steine herabfallen, sondern nur das erste Mal, dass dies den Weg in ein – vereinzeltes – Medium findet. Schon vor eineinhalb Jahren waren Passanten der U 4 durch gelockerte, herabfallende Betonteile des Zugangs Gigergasse extrem gefährdet gewesen. Die herabgefallenen Betonbrocken wurden rasch weggeräumt, die Absicherung der Schadstelle ließ auf sich warten. Züge waren ja nicht gefährdet, „nur“ Fahrgäste. Auf eine Meldung in den Medien wartete man – trotz Information - vergeblich.

Wie wenig im Vergleich zu den Zügen die Passagiere wert sind, geht auch aus dem eisenbahnrechtlichen Genehmigungsbescheid hervor, der Arbeiten im Gleisbereich nur außerhalb der Betriebszeiten der U 4 zulässt. Für den Zugangsbereich für die Passagiere gilt diese Einschränkung nicht. Wenn denen die Trümmer auf den Kopf fallen, haben sie halt Pech gehabt.

Da stellt sich aber wohl auch die Frage: wie können am Vormittag Steine auf Gleise fallen, wenn in deren Bereich – also auch darüber – Arbeiten nur während der Betriebsstillstandzeiten stattfinden dürfen und wenn dieser Umstand von der zuständigen Behörde laut deren eigener Angabe genau kontrolliert würde – zumindest wenn es um die Frage monatelangen nächtlichen Lärmterrors gegen die anrainende Bevölkerung geht? Wie können zu Zeiten, in denen (notwendigerweise) nächtens die Gleise mit Betonträgern überdeckt werden (und dabei wieder einmal beträchtlicher Nachtlärm entsteht), Steine auf Gleise fallen? Werden diese Vorgänge von keiner lokalen Bauaufsicht streng überwacht?

Die Antwort ist: nein. Die Bürgerinitiative Wien Mitte hat im Rahmen der Lokalen Agenda des 3. Bezirks schon vor langer Zeit eine permanente kompetente Aufsicht der Baustelle eingefordert, die vom Bauträger zum sofortigen Eingreifen bei gefährlichen Missständen ermächtigt ist. Vergeblich.

Für eine hundertausende Euro teure "Spatenstichfeier" mit dem Bürgermeister wird Geld beim Fenster hinausgeworfen, für eine Bauaufsicht aber, die ebensoviel Geld einsparen könnte, bleibt dann halt nichts mehr übrig.
Und das Angebot der Bürger, unnötige Kosten verursachende Dummheiten einer solchen Aufsicht unverzüglich bekannt zu geben, ist bis heute unbeantwortet geblieben.

Helmut Hofmann

Zu diesem Beitrag können keine Kommentare (mehr) verfasst werden.