AKT!ON 21

Von wegen Politikermüdigkeit


Donnerstag, 14. Februar 2008

Die Medien sind wieder einmal voll mit „Enthüllungen“. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was da an Ungeheuerlichkeiten behauptet wurde, dann ist es höchste Zeit, damit aufzuräumen. Nicht, indem man sich damit begnügt, die dafür Verantwortlichen anzuprangern, sondern auch und vor allem, indem man die Ursachen beseitigt, die dies alles ermöglicht haben. Nur: darüber hat man allerdings schon vor Wochen, vor Monaten in den Printmedien lesen können. Das mit der Ermittlungspanne ebenso wie das mit der BAWAG-Schnüffelei, und dazu noch vieles anders, dem man nach wie vor kaum Bedeutung schenkt. Es gibt sogar so etwas wie einen Enthüllungsjournalismus, auch wenn er derzeit auf ganz, ganz wenige Mutige beschränkt zu sein scheint. Der eigentliche Skandal ist: da wird etwas Ungeheuerliches berichtet - und dann ist es wieder still, geht man zur Tagesordnung über

Sind wir abgestumpft?.


Weil wir an Skandale schon so gewöhnt sind, dass sie keinen medialen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken? Weil es den Medien für eine griffige Story zu wenig ergiebig zu sein scheint? Weil es gerade nicht opportun ist, etwas vom Zaun zu brechen? Weil es kein bekannter Oppositionspolitiker aufgreift? Weil es ihm oder ihr „im Moment“ wenig zu bringen scheint und man sich’s lieber aufspart für eine günstige Stunde, in der man was „draus machen“ kann, einen parlamentarischen U-Ausschuss etwa?

Der eigentliche Skandal

Liebe Leute, lassen wir uns nicht dumm machen: der eigentliche Skandal ist und bleibt, dass es nur dann einer wird, wenn sich ein Prominenter draufsetzt! Der Skandal ist, dass unzählige Leser- , Seher- und Hörerstimmen, unzählige Postings in so einem Fall wenig helfen, und dass all jene, die jetzt ihre helle Empörung in die Öffentlichkeit hinausschreien, durch ihr langes Schweigen nichts zu einer rechtzeitigen Klärung und Untersuchung beigetragen haben. Es genügt nicht, sich in allgemeinen Floskeln zu ergehen und vom Trockenlegen der sauren Wiesen zu träumen. Bei vielen ebenso gravierenden Skandalen, die bereits an die Öffentlichkeit gedrungen sind, würde man sich einen Bruchteil dieser medialen Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit wünschen – wir würden staunen, wie rasch man in unserem Land dazu übergehen würde, sich von gewissen Praktiken zu verabschieden. Weil Politiker nichts so sehr fürchten als durch den medialen Kakao gezogen zu werden. Und weil die Menschen in diesem Land endlich merken würden, dass sie nicht aufs Zähneknirschen und Achselzucken reduziert werden.

Helmut Hofmann



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