AKT!ON 21

Was Wahlanalysten gerne übersehen:


Mittwoch, 11. Juni 2008

Die Tiroler Wahlen sind geschlagen. Wie die Aasgeier stürzen sich Politologen und Parteifunktionäre auf die Ergebnisse, analysieren um die Wette und ergehen sich in kühnen Spekulationen über das Wahlverhalten überwiegend unkomplizierter Bürgerinnen und Bürger, welche die in 5 Jahren einmalige Gelegenheit benützen, sich mit dem Stimmzettel „Luft zu machen“.

Man erinnere sich an Zirl: dort haben Präpotenz und Ignoranz der regierenden Politik den Zirlern mitten im Ort ein Hochhaus aufs Auge drücken wollen. Nicht nur das, sie haben sich sogar dazu verstiegen, eine klare Mehrheit, die sich bei einer Befragung gegen das Vorhaben ausgesprochen hat, zu einer Minderheit umzufunktionieren. Mugabe könnte von ihnen gelernt haben.

Und nun hat Zirl gewählt. Die Stimmen der Bürgermeisterpartei wurden halbiert (15,9% statt 30,3% bei der Landtagswahl 2003). Nur Kufstein und Wattens hatten ähnlich katastrophale Resultate zu vermelden. Man muss nicht, weil es gerade opportun ist, die Schuld bei der Bundespolitik suchen. Die steht freilich nicht besonders gut da, vor allem nicht bei jenen, die vor den Wahlen das Blaue vom Himmel versprochen haben und nun immer kleinlauter werden.

Aber so dumm sind die Wählerinnen und Wähler auch wieder nicht, dass sie Landes- und Bundespolitik verwechseln. Wenn allerdings der Stil sowohl in der Bundes- als auch in der Landes- und Gemeindepolitik der gleiche ist, wenn die Präpotenz der Mächtigen und die Ignoranz des Bürgerwillens zum parteipolitischen Prinzip erhoben werden, dann werden sich die Wahlergebnisse voneinander nicht wesentlich unterscheiden. Die Wähler lassen sich nicht unbegrenzt pflanzen. Das sollten nicht nur diejenigen beherzigen, die diesmal für ihre abgehobene Politik abgestraft wurden, sondern auch all jene, die dem Hang zu Präpotenz und Ignoranz ebenso frönen und ihn nur besser zu kaschieren verstanden haben.

Wiens Bürgermeister hat einmal nach einer gewonnenen Wahl etwas von Demut gesagt. Wie schön (auch für ihn), wäre es nicht beim Sager geblieben.

Helmut Hofmann




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