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Die Presse - Artikel vom 26. Mai 2010
Protestwelle gegen Wiener Garagen


Mittwoch, 26. Mai 2010

Die Stadtregierung plant zahlreiche neue Tiefgaragen, gegen die sich nun Bürgerinitiativen bilden. Anrainer sprechen von einer systematischen Parkplatzvernichtung und mehr Belastung durch Lärm und Abgase.

Die Wiener sind ein undankbares Volk. Da plant die Stadtregierung serienweise Tiefgaragen, um die Menschen mit geförderten Parkplätzen (rund 80 Euro pro Monat) zu beschenken – und was machen die Wiener? Sie protestieren! Aber nicht nur das: Manche Bürger erzwingen trotz heftiger politischer Gegenwehr auch noch eine Abstimmung. Bei diesen erlebten Stadtplaner und Politiker ein Debakel nach dem anderen: Bacherpark (Margareten), Neuer Markt, Luegerplatz (Innere Stadt), Elisabethplatz (Wieden), Schützplatz (Penzing), Argentinierstraße (Wieden) – alle Projekte (bis auf die Garage unter dem Rohrauer Park) erhielten bei Abstimmungen der betroffenen Anrainer eine herbe Abfuhr.

Mehr »Jetzt geht das Spiel weiter: Die Stadt plant mindestens weitere 14Garagenprojekte, wobei acht Standorte bereits feststehen: Trunnerstraße, Kärchergasse, Simmeringer Hauptstraße 34, Hütteldorfer Straße 112, Missindorfstraße 21–23, Hernalser Hauptstraße 63, Paulinengasse/Simonygasse, Zelinkagasse. Und die Bürger steigen (wieder) auf die Barrikaden: City-Bezirkschefin Ursula Stenzel empfing am Dienstagabend Anrainer, die gegen die geplante Tiefgarage für das Hotel Kempinski im Palais Hansen (Zelinkagasse) protestieren. In der Leopoldstadt (Trunnerstraße) erzwangen Anrainer eine Befragung über die Garage (7. bis 30.Juni) – nachdem versucht worden war, das Projekt ohne Information der Anrainer rasch und unauffällig durchzuziehen. Auch das Projekt Geblergasse (eine Tiefgarage unter einem Schulhof) hat eine Protestbewegung ins Leben gerufen, der sich sogar Prominente wie Roland Düringer angeschlossen haben. Warum wehren sich Anrainer gegen günstige Garagenplätze?

Die Konfliktfelder:

Parkplätze werden vernichtet.
„Die Tiefgarage schafft keinen einzigen Parkplatz – im Gegenteil, sie verschärft die Situation in einem Gebiet, in dem es keine Parkplatznot gibt“, erklärt Franz Lukacs von der Bürgerinitiative gegen die Garage Trunnerstraße. Peter Lanka (Bürgerinitiative Zelinkagasse) ergänzt: „Im ersten Bezirk gibt es bereits 23 Tiefgaragen, die unausgelastet sind.“

Hintergrund: Geförderte Tiefgaragen werden in Wien nicht gebaut, um Gebiete, in denen die Parkplatzsituation kritisch ist, zu entlasten. „Ziel ist, im dicht bebauten Stadtgebiet Dauerstellplätze von der Straße in Garagen zu verlagern. Bei der Errichtung einer Wohnsammelgarage (einer Garage mit geförderten Stellplätzen, Anm.) sind im Umkreis von 500Metern die Stellplätze im öffentlichen Raum zu verringern“, erklärt ein Sprecher von Verkehrsstadtrat Rudi Schicker. Durch den Rückbau der Parkplätze an der Oberfläche würde Raum geschaffen, um die Lebensqualität zu erhöhen – durch breitere Gehsteige, mehr Grünraum, neue Freiflächen und mehr Spielraum für Fußgänger und Radfahrer. In anderen Worten: Die Politik hat beschlossen, dass die Wiener mehr Lebensqualität bekommen sollen. Der Preis dafür ist eine Verschärfung der Parkplatzsituation bzw. sind Tiefgaragenparkplätze, die (trotz Förderung) massiv teurer sind als ein Parkpickerl. Vielen Anrainern ist dieser Preis zu hoch, „um noch breitere Gehsteige zu bekommen, die keiner braucht“, wie in den Bürgerinitiativen zu hören ist.

Angst um Parks und Grünflächen. Das Argument für mehr Lebensqualität empört Lukacs: „Die Stadt will unsere Lebensqualität erhöhen, indem sie den kleinen Park in der Trummerstraße abholzt?“ Für den Garagenbau müssten nämlich die alten Bäume gefällt werden. Ähnlich die Situation in Hernals, wo Schüler in der Geblergasse dagegen kämpfen, dass einige Bäume für die Garage abgeholzt werden.

Längere Wege. Die Tiefgarage liegt selten vor der Haustür – im Gegensatz zu Parkplätzen an der Oberfläche. Für das Verkehrsressort ist das kein Problem, sondern ein Anreiz, dass Wiener vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Generelles Ziel: Der Autoverkehr soll reduziert werden.

Mehr Verkehr, Lärm und Abgase. Tiefgaragen ziehen Verkehr an. Wer direkt bei der künftigen Einfahrt wohnt, fürchtet um seine Lebensqualität.

Wie könnte eine Lösung im Konflikt um die Tiefgaragen (Lebensqualität gegen Parkplätze) aussehen? Herta Wessely, die als Obfrau der Aktion 21 Bürgerinitiativen in ganz Wien unterstützt, fordert: „Bei derartigen Projekten muss es eine verpflichtende Anrainerbefragung geben. Die Leute, die dort wohnen, können sicherlich die beste Entscheidung treffen, weil sie ihr Lebensumfeld kennen.“ Dass eine Befragung das Ende jedes Garagenprojektes ist, dementiert Wessely: „Es gab ja Garagenprojekte, die realisiert wurden, weil die Anrainer bei der Befragung mit Ja gestimmt haben.“


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Gast: Schulhofrettung
26.05.2010 14:26 » melden » antworten 1 0

Geld geht vor
Um was gehts den lieben Roten da eigentlich?
Mehr Lebensqualität?
Die Frage ist für wen. Mehr Lebensqualität für die Bürger? Nein, mehr Lebensqualität für die Autos vielleicht. Die dürfen im Trockenen stehen. Das wird sie sicher sehr freuen. Die bekommen auf einer eigentlich verkehrsberuhigten Straße eine zweite Fahrspur, dass sie möglichst ohne Stau aus und einfahren können.
Den Bürgern wird ihre Grünfläche und der wenige Erholungsraum, den es im grauen Wien noch gibt genommen. Die Schüler des GRg 17 werden 2 Jahre in die Schule gesperrt ohne Möglichkeit sich auszutoben, das Tagesschulheim ohne Tageslicht (es müsste eine Wand zur Abschirmung der Baustelle errichtet werden). Das einzige was sie bekommen sind Lärm und Staub. Das ist doch keine Artgerechte Haltung, oder?
Freuen werden sich jene Privaten, die die Garage bauen und betreiben und 22.500 € Förderung kassieren.

Tja, in Österreich kann mans ja machen. "Weil wir in einem verlogenen, verschissenen Land leben"
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Gast: Karin Prauhart, BI Rettet den Schulhof des GRG 17 Geblergasse
26.05.2010 12:37 » melden » antworten 0 0

Autofahren - ein Menschenrecht der Fortschrittlichen?
Die Menschenrechte gelten auch für Kinder, da Österreich die Kinderrechtskonvention ratifiziert hat: den Schülern der Geblergasse wäre eine solche Baustelle nicht zumutbar, denn Unfallgefahr (Schulweg) und Krankheitsrisiken (Lärm u. Feinstaubbelastung) steigen beim Bau der Garage während der Unterrichtszeit.
Leider hält man sich nicht an Rechte, sie verkommen zu Werbeslogans: wenn man sie den Wählern verkaufen will, sollen sie gleich in den Verfassungsrang; bei ihrer Anwendung nimmt man es nicht so genau.
Autofahren ist kein Menschenrecht, Bildung ist eines (Art. 26), in den Kinderrechten heißt es, dass in allen Belangen des Staates das Kindeswohl vorrangig gelte.
Kinder sind unsere Zukunft, was hinterlassen wir ihnen? Eine kaputte Welt in der wir bequem gelebt haben? Ist es Fortschritt, das Parkplatzproblem über den Wert der auszubildenden Generation zu stellen und das Auto als Wirtschaftsfaktor Nr. 1 zu verherrlichen?
Steigen die Temperaturen gemäß den Annahmen, müssen wir in der Stadt um jeden Baum kämpfen, der uns Schatten spendet, um jede nicht versiegelte Fläche, um jede Baumkrone als Feinstaubfilter! Jenen, die nur in Zahlen denken- Krankheiten sind auch ein volkswirtschaftlich relevanter Faktor und CO2 kostet eine Menge!
Unser Verhalten ist zutiefst unmoralisch, weil es unvernünftig ist! Das Interesse einzelner steht gegen das Interesse der Betroffenen. Werden Repräsentanten sprich PolitikerInnen zu Handlangern einzelner Lobbys ist das der Untergang des Systems.
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Till Uulenspeegel
26.05.2010 12:21» melden » antworten 1 0

Wer nicht hören will, muß fühlen...
...und wenns NUR das "dünnere Börsel" sein sollte.
Denn wer egoistisch genug ist, mit einem Fahrzeug ALLEINE (- und das sind >80%) großteils unnötigerweise durch die Gegend fahren, dann sollen diese Egomanen auch MEHR berappen, da sie die Umwelt und Lebensqualität der "Nicht-Autofahrer" unverhältnismässig negativ beeinflussen.
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Gast: Gast
26.05.2010 12:01 » melden » antworten 1 0

Die s.g. Parkraumbewirtschaftung..
..des roten Wiens ist eine einzige Katastrophe.

Es werden nämlich genau KEINE Bedürfnisse der Wiener Bürger berücksichtigt oder gestillt.

Zugebaute Eckblumenbeete, Fahrradständer auf der Strasse statt auf dem Gehsteig, Kurzparkzonen ohne Effekt für die Anrainer, Nepp-, Abzocke durch die Räuberorgane auf den Strassen..

Läßt sich beliebig erweitern.
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Gast: Öffibenutzer
26.05.2010 11:56 » melden » antworten 0 0

Sicher nicht!
Ich zahle sicher nicht 80,- für einen Parkplatz, der mich jetzt nichts kostet, Garage hin oder her. Parkplatznot gab es in manchen Gegenden schon vor 20 Jahren. Habe schon seit 10 Jahren eine Jahreskarte der Wiener Linien und verwende das Auto immer seltener. Manche scheinen aber mit ihrer Kiste irgendwie verwachsen zu sein. Ich hatte eine Kollegin, die fuhr vom 15. in den 12. Bezirk mit dem Auto zur Arbeit, kreiste im 12. morgens und im 15. abends, hätte mit Öffis locker 45 min gespart, vom Stress ganz zu schweigen.
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Gast: Umland
26.05.2010 11:26 » melden » antworten 4 0

Aha, deswegen ist der Häupl gegen die City Maut.
Verstehe, man soll ruhig mit dem Auto nach Wien fahren dürfen - um sich dann an der Garagenkasse arm zu brennen ...
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Gast: Friedrich Hochmann
26.05.2010 11:17 » melden » antworten 1 0

Tiefe Geargen - tiefe Taschen
Die extreme Subventionierung der Garagen in Wien bringt es mit sich, dass bei solchen Projekten weder der Bedarf erhoben wird, noch eine entsprechende Auslastung erforderlich sind, um für den Betrieber gewinnbringend zu sein,. Gerade in den heutigen Krisenzeiten ist dies doppelt ärgerlich, da einerseits das GEld für Fürschung und schulen und Pflege fehlt, aber Liebkindern des Wr. Rathauses sichere Gewinne zugeschanzt werden. Ohne subventionen käme wohl kein Garagenbetreiber auf die Idee in Gebieten mit nur zu 50% ausgelasteten Garagen weitere Garagen bauen zu wollen. Statt die Garagen zu subventionieren, sollten besser die Öffis ausgebaut und attraktiver gestaltet werden, was nach dem Wr. Parkometerabgabengesetz ohne weiteres möglich und geboten wäre.
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