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AKTION 21

Stell dir vor, Bürger brüllt zurück


Dienstag, 23. September 2008

Schreien ist das Argument derer, die Unrecht haben

Der Bericht der BI Kunst- und KulturARCHE 'Stadt des Kindes' über das Gespräch mit Stadtrat Schicker enthält den Satz: „Die Forderung nach der öffentlichen Nutzung des Schwimmbad wurde von Schicker mit der Bemerkung 'Sie haben jetzt 6 Jahre kein Bad gehabt' ungewöhnlich heftig kommentiert.“ Heftig kommentiert heißt im Klartext: Schicker hat eine Bürgerin, die es gewagt hatte, seinen Redefluss zu unterbrechen, niedergeschrien und die Gesprächsrunde grußlos verlassen.


Ein alter Wahrspruch sagt: Schreien ist das Argument derer, die Unrecht haben. Wer schreit, aus dem schreit das schlechte Gewissen. Das schlechte Gewissen versucht, sich durch Lautstärke zu rechtfertigen. Es handelt sich dabei um eine atavistische Verhaltensweise, so wie in früheren Zeiten Krieger den Feind durch Gebrüll einzuschüchtern versucht haben. Sie ist heute allerdings mit dem Nachteil behaftet, nicht nur grob gegen die guten Sitten zu verstoßen (was manchen Leuten nichts anzuhaben scheint), sondern auch ungewollt Schwäche zu signalisieren. Schreien ist das letzte Mittel in die (argumentatorische) Enge Getriebener, ihrer unangenehmen Lage zu entrinnen. Gegner werden für eine notwendige Schrecksekunde lang perplex gemacht, damit sich der Schreiende aus der drohenden (argumentatorischen) Niederlage heraus winden kann – wenn nötig durch Flucht.

Ein Herbert Fux – Plagiat ?

Vielleicht mag sich Stadtrat Schicker an die überlautstarke Reaktion des Schauspielers Herbert Fux vor 6 Jahren erinnert haben, als dieser nach einer unglaublichen Provokation Schickers brüllte, dass die Wände wackelten. Allerdings scheint letzterem ein kleiner Unterschied entgangen zu sein: Fux’ Brüllen war eine voll kontrollierte, gut gespielte Antwort eines professionellen Schauspielers gewesen. Er wollte damit jegliche Diskussion über einen Vorwurf abwürgen, den er für so unverschämt gehalten hat, dass er nicht bereit war, darüber auch nur eine Sekunde lang zu argumentieren. Es war gespielter, wenn auch nicht gesitteter Zorn.

Brüller in schlechter Gesellschaft

Ob aber ein jeder political correctness Hohn sprechendes Verhalten eines Politikers gegenüber seinen Wählern gerade jetzt, wo seine Partei sich große Mühe gibt, durch krasses Fehlverhalten ihrer Politiker verlorene Wählergunst zurück zu gewinnen, klug ist, sei dahingestellt. Jemandem aus der Tatsache, dass er aus der Hilflosigkeit des dumm verkauften Bürgers heraus sechs Jahre auf etwas, das er gerne hätte, verzichtet hat und eine aktuell aufflammende Diskussion über die Nutzung eines Bades zum Anlass nimmt, die Wiederherstellung des vorigen Zustandes zu reklamieren, ist allerdings keine Unverfrorenheit. Weder sie noch ein zweimaliges ins Wort Fallen (das zugegebenermaßen auch nicht immer mit korrekter Diskussionskultur einher geht und je nach Einwurf und Anlass verzeihlich sein kann oder auch nicht) geben aber einem auch noch so hochrangigen Entscheidungsträger das Recht, mit ungehörig erhobener Stimme jede weitere Diskussion abzuwürgen und sich aus dem Gespräch auszuklinken. Das ist ein Verhalten, gegen das die älteren Semester dieser Stadt, welche einen gewissen Hitler erlebt hatten, besonders allergisch sind. Der hatte sich bekanntlich – unter anderem auch gegenüber dem österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg – ebenfalls aufs Einschüchtern durch Niederbrüllen verlegt. Viele seiner Parteigänger haben das imitiert, vom berüchtigten Volksgerichtshof-Vorsitzenden Freissler bis zu Dutzenden „kleinen“ HJ-Sturmbannführern. Glücklicherweise haben wir diese Brüller heute hinter uns, wenn es auch immer noch einige rezente Exemplare in höheren und sogar höchsten politischen Funktionen geben soll. Die Hoffnung, dass Gebrüll aus dem Arsenal politischer Argumentation verschwinden wird, stirbt zuletzt. Ich meine: wir werden die Brüller, welcher Farbe auch immer sie angehören, aussitzen.

Stell dir vor, Bürger brüllt zurück

Wie würde so ein Brüller wohl reagieren, wenn sich eine Bürgerin nicht einem obrigkeitsstaatlichen Verhalten unterzieht und Gleiches mit Gleichem vergilt? Diese nur allzu logische Folge des Niederschreiens würde zu jenen Schreiduellen führen, welche zwar mitunter in Gremien von gewählten Mandataren zu beobachten sind, nichtsdestoweniger im Verkehr zwischen Wählern und Gewählten einen neue, pikante Facette erhielten. Spass beiseite: man kann die Fähigkeiten eines Politikers auch und vor allem daran messen, wie er mit den Bürgerinnen und Bürgern umgeht. Wenn er die Geduld, mit Suderern umzugehen, nicht aufbringt, dann gibt es auch andere Möglichkeiten, ein Gespräch, das man für unfruchtbar hält, gesittet zu beenden. Vorausgesetzt, man weiß auch um sie.

Helmut Hofmann
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