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Aktion 21
AKTION 21

Bittsteller zum Abschasseln
Wien Mitte: ein Skandal ist ein Skandal ist ein Skandal


Samstag, 4. Oktober 2008

Wer in Wien Gesetze oder auf ihrer Grundlage erlassene Bescheide beachtet wissen will, kann seine blauen Wunder erleben. So etwa wurden die Anrainer der Großbaustelle Wien Mitte mit vielen Tricks und faulen Begründungen aus den Baugenehmigungsverfahren „entfernt“. Sie gelten nicht als Parteien, haben keinerlei Rechte und sind daher aufs Bitten angewiesen.

Nicht etwa aufs Bitten um etwas, was ihnen nicht gebührt. Es gibt ja schließlich Gesetze, die sich an alle richten und die vize versa die Allgemeinheit schützen. Schützen sollten, denn das Gegenteil wird praktiziert: von einem der Stadt Wien nahe stehenden Bauträger, von den Wiener Linien, von dem gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern ach so willigen, aber auch so ohnmächtig sich gebenden Magistrat.

Die Rede ist nicht von einem ohrenbetäubenden Baulärm, der seit Monaten die Baustelle beherrscht. Nicht dort, wo täglich viele Passanten die Landstraßer Hauptstraße frequentieren. Dort, in der Auslage, weiß man sich zu benehmen, da können ja doch zu viele zusehen. Die Rede ist von der dahinter liegenden Fläche des ehemaligen Busbahnhofes, wo nun schon seit Wochen ununterbrochen, also auch die gesamte Nacht hindurch, der Lärm einer Betonpumpe alle anderen Baugeräusche übertönt und die nur wenige Meter von ihr entfernten Anrainer an Schlaf nicht einmal denken lässt. Es sind auch Menschen darunter, die berufstätig sind und ohne nächtens Schlaf gefunden zu haben ihrem Beruf nachgehen sollen. Wer es nicht glaubt, soll sich einmal in die Gigergasse stellen und ein paar Minuten – oder so lange er es aushält – zuhören.

Bei den Anrainern liegen die Nerven blank. Sie haben sich nach Monaten geduldigen Zuwartens – schließlich sind sie ja auch daran interessiert, dass die Arbeiten auf der vor ihren Fenstern liegende Baustelle zügig weitergehen und irgendeinmal ein Ende abzusehen ist – und vager Vertröstungen durch Bauträger und Bezirksvorsteher an die für Baulärm zuständige MA 36 und die für die Überwachung der Einhaltung des (eisenbahnrechtlichen) Baugenehmigungsbescheides zuständigen MA 64 gewendet. Vom Leiter der letzteren wurde zwar Verständnis signalisiert, sogar ein persönlicher Augenschein auf der Baustelle, geschehen ist allerdings nichts, außer dass dieser den Anrainern vorgeworfen hat, sich nicht gleich an ihn gewandt zu haben. Freilich, dass er ihnen vor zwei Jahren keine Parteienstellung zuerkannt hat, dass er die in dem von seiner Behörde erlassenen Bescheid festgelegten Auflagen zugunsten der Anrainer (Lärm, Staub- und Erschütterungen im Bereich des Zumutbaren zu halten) nicht einmal ignoriert hat, hat er ihnen vorzuwerfen „vergessen“.

Dabei hätte er allen Anlass gehabt, „seiner“ Großbaustelle etwas mehr Augenmerk zuzuwenden. Vielleicht hätte er dann entdeckt, dass sich eines Morgens im ehemaligen U-Bahn-Abgang Gigergasse aufgrund der Erschütterungen durch die Bauarbeiten Betonbrocken aus der Decke gelöst haben und Passagieren nur deshalb nicht auf den Kopf gefallen sind, weil diese so schlau waren, zur fraglichen Zeit gerade nicht durchzugehen. Solche Vorfälle waren nicht vereinzelt, dafür wurden sie medial totgeschwiegen. Wiener Linien eben. Oder er hätte sich fragen können, ob es wirklich notwendig und zumutbar war, meterlange Betonträger an Ort und Stelle durch schwere Eisenmäuler von Baumaschinen brutal zu Schutt zertrümmern zu lassen, anstatt sie auf transportfähige Stücke zu zersägen, auf LKW zu verladen und auf Schuttdeponien zu führen. Er hätte sich mit der Baufirma auch darüber verständigen können, dass es für die Entfernung riesiger, in der Erde gelagerter Stahlcontainer andere Methoden gibt, als sie auf ähnliche Art zu zerkleinern, zu verformen und in großen Stücken unter explosionsartigem Lärm so in riesige Container plumpsen zu lassen, dass das Gebäude nebenan erzittert wie bei einem Erdbeben. Und das eine Woche lang.

Die Zukunftsprognosen sind düster. Es soll monatelang so weitergehen. Die gesundheitlichen Folgen für die Anrainer – eine Bewohnerin ist wegen gesundheitlichen Folgen der Baustelle seit einiger Zeit in ärztlicher Behandlung - rühren weder Bauträger, noch Behörden oder gar die politisch Verantwortlichen. Letztere mögen, wenn sie das Wahlergebnis analysieren, in ihre Überlegungen miteinbeziehen, dass Menschen, deren vitalste Interessen so mit Füßen getreten werden, dies in ihrem Wahlverhalten zum Ausdruck bringen.

Helmut Hofmann
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